Ein intensives Hörerlebnis beschert uns die norwegische Sängerin Randi Tytingvåg auf dem Mini-Album "Lights Out", das unendlich viel Traurigkeit und Düsternis in sich trägt.
Gerade mal 4 Songs und ein Poem legt die Norwegerin mit "Lights Out" vor und zieht damit den Hörer in ein tiefes Tal. Randi Tytingvåg breitet ihren Schmerz aus. Auf ihren ersten superben Alben "Let Go" und "Red" war ihre Welt noch in Ordnung, und da hat uns die Sängerin eine innovative Mixtur aus Chanson, Folk und Jazz vorgelegt, durchaus farbenfroh, immer expressiv, aber auch leicht und verspielt. Der Schmerz und die Trauer, die sich auf diesem Mini-Album ausbreitet fußt auf ihrer Verarbeitung der Verzweiflung, nachdem Randi Tytingvåg ihr ungeborenes Kind verlor. Textzeilen wie "My today was cancelled" oder "Life is not secure / Death is it's twin, only now is for sure" machen diese Tragödie zu einem öffentlichen Thema ihres privaten, intimen Lebens. Musikalisch steuerte die Sängerin damit geradewegs in den akustisch gespielten Folk-Blues. Bereits ihre Gesangsstimme erzeugt Gänsehautstimmung, die sparsamen Arrangements machen das übrige. Den musikalisch ausdrucksstärksten Moment liefert die Komponistin mit dem gospelhaften Einstiegssong "Blind Ignorance" ab, der jetzt schon (Mai 2013) ein Anwärter für den Song des Jahres ist. In "Dark" hört man dafür eine berührend gespielte indische Slide Gitarre, während sich Randi in "Today was cancelled" als große Lyrikerin erweist und der Song selbst in seinen Strukturen an die Grenze der Reduktion geht. Das Poem "Reading" (auf norwegisch von Per Fugelli gesprochen) ist gleichzeitig eine Art Intro für das abschließende "Light Grey", einem bewegenden Folk-Song, der die Hoffnungslosigkeit abstreift, oder, wie Randi Tytingvåg singt: "A mix of fragile and strong / You alone will strengthen my song." (Text: Manfred Horak; Foto: Marie von Krogh)
CD-Tipp:
Randi Tytingvåg: Lights Out
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: SongWays / Ozella Music (2013)