Musik: @@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Epic/Sony BMG (2005)
Große Kompositionen im weiten Zwischenfeld epischer Grundausrichtung und heimeliger Verspieltheit. Ein sensationelles Pop-Album mit intelligenten Texten und verführerischer Kraft.
"Kids today are getting old too fast/They can't wait to grow up so they can kiss some ass/They get nostalgic about the last ten years/Before the last ten years have passed", singt Ben Folds in der Eröffnungsnummer "Bastard" von seinem derzeit konkurrenzlosen Album "Songs for the Silverman". Gespickt mit elf hervorragenden Liedern ist dieses Trio-Album - eingespielt in der Grundbesetzung Gesang, Piano, Bass und Schlagzeug - ein Zeugnis dessen, wie gut es derzeit um die Songwriter-Szene bestellt ist, das generell ein kreatives Hoch erlebt. Und Ben Folds ist dabei natürlich weder ein Neuling noch ein Unbekannter, als Ben Folds Five feierte er ja u.a. 1999 mit dem superben ebenfalls auf Epic erschienenen Album "The Unauthorized Biography of Reinhold Messner" zurecht weltweiten Erfolg. Nach der Auflösung seiner "Five" begab er sich zunächst auf Solopfade, und nun, nach fünf Jahren rückte sein Gefühl wieder auf die Stammbesetzung zurückzugreifen ins Zentrum seiner Gefühle.
"Songs for the Silverman" ist kein Konzeptalbum, dennoch greifen die Stimmungen der einzelnen Songs ineinander, vereinzelte Lieder, wie z.B. "Gracie" (ein Lied über seine Tochter), erinnern an die stärksten Jahre von Joe Jackson, sind intensive Meisterwerke was Melodie, Harmonie und textliche Qualität betrifft. Attribute, die sich durchs gesamte Album ziehen und den Eindruck vermitteln, es sei in einem Guss entstanden. Bei einigen Liedern bereichern zusätzliche Gastmusiker das musikalische Geschehen, so z.B. auf "Give Judy My Notice". Darauf ist der Pedal Steel-Musiker Bucky Baxter zu hören, der ja langjähriger Musiker in der Live-Band von Bob Dylan war, aber auch bereits mit R.E.M. spielte. In "Late" zollt Ben Folds dem selbstgemordeten Songwriter Elliott Smith Tribut, mit dem Ben Folds ja auch einige Zeit live unterwegs war. "Elliott, man you played a fine guitar/And some dirty basketball/The songs you wrote/Got me through a lot/Just wanna tell you that/But it's too late/[...]/It's been too late for a long time."
Die Silverman-Songs sind keine zeitgeistigen Elaborate, sondern überwinden, auch was die Arrangements betrifft, jede Mode. Inspirierend und Kraft gebend schälen die Lieder unterschiedliche Themen und Geschichten hervor, die großteils einer Momentaufnahme gleichkommen, mit dem Schmäh, genau dadurch nie die Aktualität zu verlieren. "How does it feel to realize/You're all alone behind your eyes/Seems to me if you can't trust/You can't be trusted". Ein geniales Popalbum. (Manfred Horak)