Das Album "Fire" von Georg Breinschmid ist eines der wenigen Alben aus Österreich, das in unserer CD-Jahresbestenliste von 2012 aufgenommen wurde. Zwischen seinen vielen Konzertterminen fand der Kontrabassist, Sänger und Komponist Zeit, uns zu verraten, was er von Weihnachten hält - und er gab uns freilich auch seine Wünsche preis.

Kulturwoche.at: Was erwartest und erhoffst Du Dir von 2013 und generell von der Zukunft?

Georg Breinschmid: Zukunft - große Frage... Seit Jahren frage ich mich immer wieder, ob nicht irgendwann wieder eine Zeit wie die 60er Jahre auf der Welt stattfinden könnte - mit neuen, frischen Ansätzen, Offenheit, natürlich auch Rebellion. Ein Wunsch, den man zynisch wahrscheinlich sehr schnell als naiv brandmarken könnte - aber es liegt ohnehin allerorten eine große Veränderung in der Luft, vielleicht so groß, wie wir es noch gar nicht absehen können. Everything changes, vielleicht auch radikal - und ein Wunsch wäre, dass das auf eine möglichst friedvolle Weise geschieht, zumindest ohne bewaffnete Auseinandersetzungen. Wenn aus dem Zeitalter des Geldes und Hochmutes vielleicht auch wieder eines der Zuversicht und der Liebe werden kann, wäre das wunderbar. Ich persönlich möchte 2013 (und darüber hinaus) meinen künstlerischen (und privaten) Weg weiter gehen, mich weiterhin kreativ betätigen; Musik und Worte schreiben, diese hörbar und zugänglich machen - und mich einfach weiter entwickeln, nicht stehenbleiben. (Außer bei mir im 17. Bezirk - nur mit Parkpickerl natürlich.)

Welche Erinnerungen wirst Du voraussichtlich an das Jahr 2012 behalten?

DAS wäre ein Kapitel für sich, oder eher ein Buch, das ich vielleicht mal schreiben werde... 2012 war das Jahr der großen Veränderungen bei mir - Band aufgelöst, Beziehung auseinander gegangen, und vieles mehr - würde hier den Rahmen sprengen... Wobei es Zufälle aber ohnehin nicht gibt - und ich bin für viele dieser Veränderungen und Zeichen sehr dankbar!

Was fällt Dir zu den folgenden Stichworten ein?

Interventionen ...Österreich

Visionen ...in Abwandlung eines Satzes, der Franz Vranitzky zugeschrieben wird: Wer keine Visionen hat, braucht einen Arzt.

Illusionen ...mit Sicherheit die Plakate für die nächsten Wahl(en)

Kaffee bzw. Café ...yummy - bes. Latte :-))

Was waren für Dich die wichtigsten Ereignisse in der Kunst- und Kulturszene von 2012 abseits von Deinem eigenen Schaffen?

Ich bin wahrscheinlich nicht zu allen aktuellen Entwicklungen up to date und kann die Frage vielleicht nur bedingt beantworten. Im besten Sinne völlig umgehauen hat mich jedenfalls ein Konzert von Konstantin Wecker Ende Oktober in der Cselley-Mühle Oslip, mit seinem aktuellen Programm Wut und Zärtlichkeit - ich war hin und weg von Musik, Band & Co, vor allem auch von den großartigen Texten; das Hörerlebnis setzt sich mit der dazugehörigen fantastischen CD auch weiter fort - in jedem Fall ein Mann, der sehr viel zu sagen hat und zutiefst berührt!

Denkst Du gerne an Weihnachten aus Deiner Kindheit zurück?

Ich denke gelegentlich zurück... zum Teil gerne, zum Teil nicht so gerne.

Magst Du Weihnachten bzw. was bedeutet Dir heute noch Weihnachten?

Bei aller Konfessionslosigkeit (schon lange aus der Kirche ausgetreten usw.) ist mir Weihnachten doch irgendwie ein lieb gewordener Brauch, immerhin auch eine der nicht allzu häufigen Zusammenkünfte meiner Familie. Dieses Jahr geht's recht arbeitsreich zu bei mir - 20./21. Dezember mit Thomas Gansch im Wiener Konzerthaus, dann Proben und drei Neujahrskonzerte mit Ivica Strauss und dem Symphonieorchester Innsbruck, und dazwischen noch zu Silvester in der Wiener Kammeroper.

Welche Wünsche hast Du an das Christkind/den Weihnachtsmann und welche an die österreichische Regierung bzw. an die Regierungen dieser Welt?

Siehe Punkt 1... und dazu vielleicht noch ein Zitat aus dem Song "Empört euch" von Konstantin Wecker: "Wir brauchen Spinner und Verrückte / es muss etwas passier'n / Wir sehen doch, wohin es führt / wenn die Normalen regier'n."

Interview: Manfred Horak
Fotos: Julia Wesely
Die komplette "Wünsch-Dir-was" Interview-Reihe gibt es im E-Zine No 3 zu lesen.

Live-Tipps:
20./21.12., Duo Gansch-Breinschmid, Wiener Konzerthaus (Mozartsaal)
31.12., Wer ist Ivica Strauss?, Kammeroper Wien
1.1.2013, Wer ist Ivica Strauss? & Symphonieorchester Innsbruck, Congress, Innsbruck
3.1.2013, Wer ist Ivica Strauss? & Symphonieorchester Innsbruck, Kufstein
4.1.2013, Wer ist Ivica Strauss? & Symphonieorchester Innsbruck, Reutte

Link-Tipps:
Georg Breinschmid (Webseite mit allen weiteren Live-Terminen)