Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Warner (2005)
Joan Jett ist längst in Pension, doch jetzt stürmen Ihren Nichten den Proberaum. Für The Donnas wird 2005 wohl ein aufregendes Jahr: Nach einigen Tonträgern bei kleineren Firmen ist ihre neue CD "Gold Medal" die zweite Veröffentlichung bei einem Major-Label, die laufende Tournee führt die Band um den halben Erdball und viele halten "Gold Medal" für das bislang reifste und beste Werk von The Donnas. Und so steht das Quartett aus Palo Alto, das in seinen Anfängen als "Ramones meet the Runaways" beschrieben wurde, deren Wurzeln im Punk und Hardrock liegen und das in dieser Szene bereits seit 10 Jahren Kult-Status genießt, womöglich im Startblock für eine noch größere, den Mainstream angehende Karriere.
"Gold Medal" klingt jedenfalls so, als wären Brett Anderson (voc), Torry Castellano (dr), Maya Ford (b), Allison Robertson (g), die mit diesem Album auch erstmals ohne die Ramones-artigen Namenspielchen und unter Ihren eigenen Namen antreten, eben bereit dafür. Auch eine Kräfte zehrende 18-Monate dauernde Welt Tournee, mit den Folgen, dass Sängerin Anderson fast Ihre Stimme verlor und Schlagzeugerin Castellano durch eine schwere Sehnenscheidenentzündung das Drumming fast unmöglich gemacht wurde, konnte The Donnas nicht wirklich aufhalten.
Alles was sich hier in den letzten Jahren angekündigt hat - die Einflüsse von klassischen Hardrock (Kiss, AC/DC, Mötley Crüe) bis zu Sixties-Rock (Beatles, Stones, etc.), langjährige Tour-Erfahrung und die explosive Energie Ihrer Live-Gigs - entfaltet sich in elf straight rockenden, vor Selbstvertrauen strotzenden Liedern zur vollen Größe. Auf diesem Album gibt es keine Atempause, und man fragt sich vergeblich, wo der Track geblieben ist, auf dem, wie im Booklet abgebildet, Allison Robertson einmal eine Akustik-Gitarre spielt. Hier scheint für "Kitsch" a la "Eternal Flame" kein Platz zu sein.
Das neue Album versprüht also eine unglaubliche Kraft und Energie - Gitarrenbreitseiten, die an ZZ Top und den Power Rock von AC/DC gemahnen, vermischen sich mit dem Indie-Pop der Breeders oder Bikini Kill und verbreiten große Lust, die Band einmal live zu sehen. Dass das alles eben nicht mehr ins Bild der zwei bis drei Akkorde-Power der Punk-Anfänge passt, liegt freilich vor allem an den einzelnen Mitgliedern der Band selbst, die sich hörbar musikalisch und auch als Persönlichkeiten weiterentwickelt haben. Dazu kommt das gereifte Songwriting und Statements an frühere Zeiten erinnernd wie "Früher haben wir kaum Songs darüber geschrieben, wie wir uns wirklich fühlten, es ging immer nur ums Starksein", sowie die oben erwähnten vielfältigen Einflüsse, die The Donnas auf dieser CD erstmals bewusst zugelassen haben. Zusammenfassend meint Bassfrau Maya Ford sehr treffend: "Es wurde einfach Zeit, Sachen auszuprobieren, die wir vorher noch nie gemacht haben." (Robert Fischer)