Wien steht im tendenziös wettermäßig unterschiedlichen April im Zeichen des Musikfestivals Vienna Blues Spring, das bis 30.4. regionale und internationale Acts auf die Bühne bringt.
Ein früher April-Highlight ist sicherlich das Konzert von Soulicious & soulHsistas, das musizierende Frauen im Soul schwesternhaft vereint, nämlich Mary Lamaro (guit.voc), Anja Wise (voc.perc.), Meena Cryle (guit.voc), Nicole Zinke (p), Marlene Lachersdorfer (b) und Melissa Hosler (dr). Und auch Soulicious kreiert in ihrer delicious soulcuisine ein leckeres Menü aus eigenen Kompositionen im Soul- und R'n'B-Gewand. Hier verschmelzen mit Chris Kisielewsky (voc, keys), Karin Ziegelwanger (voc, mperc) und Nina Braith (voc, mperc) drei unverwechselbare Stimmen miteinander, wobei auch jede einzelne durch ihren ganz individuellen Charakter den Soulicious-Sound zum Kochen bringt. Zu hören am 4.4. im Reigen.
Wer von der geballten bluesigen Frauenpower nicht genug bekommen kann, dem sei auch das Konzert von "M Lady Blue" am 13.4. im Reigen ans Herz gelegt. Hinter der only female blues band in Europe steckt die Swiss-Hungarian Künstlerin Marcellina (sax, vocal) und die vier Musikerinnen Flora (dr), Erika (b), Edit (lead gt) sowie Andi (p).
Selbiges gilt für den Tag danach, wenn Natascha Flamisch mit ihren beiden Bands Natascha & The Bluescrackers aus Österreich und den Nopkings aus Deutschland im Reigen die Bühne entern wird. Empfehlenswert nicht zuletzt wegen interessanter musikalischer Arrangements, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass sich die stimmgewaltige Frontfrau nicht scheut, ihren Sexappeal mit einer ordentlichen Portion Musikkabarett zu würzen, anstatt die mysteriöse Diva raushängen zu lassen.
Gleicher Tag, anderer Ort: Blues ist der Treibstoff, der The Bluesmopolitans vorbei an den Jazz-, Soul-, Funk- und Reggae-Systemen, sowie noch unerforschten Teilen der Galaxien führt und The Bluesmopolitans ihren Style finden lässt. Nach einigen musikalischen Trips haben die 'Bluesmos' ihre Songs im Studio aufgenommen und werden sie erstmals am 14.4. im Rahmen des Vienna Blues Spring 2012 im Haus der Musik präsentieren. Irgendwie nicht fehlen beim Festival darf natürlich die Mary Broadcast Band, die kürzlich das Album "Love Is Our Mission" veröffentlichte. Diesem Grundsatz stets treu geblieben unterstreicht die Band nochmals ihre Aufgeschlossenheit und wirbt für Toleranz, Liebe und Respekt. Ein weiteres Markenzeichen der Formation ist die Vielfalt an Stilen, die sich in ihren Songs über das Leben wiederspiegeln. Für das Reigenkonzert am 27.4. dürfen deshalb wieder ausgefallene Gäste erwartet werden, wie z.B. die Linzer Hip Hop Band Hinterland.
Aber es gibt natürlich auch einen Reigen an männlichen Bluesmusikern beim Festival, z.B. Derry Grey's Okemah feat. Ulli Baer & "Sir" Oliver Mally. "Donau-Mur-Blues" nennt sich das neue Okemah Programm, das am Ostermontag live im Reigen aufgenommen wird. Die Lieder, die im Mai als CD erscheinen werden, sind vorwiegend Traditionals, die man von Clapton, Principato, Taj Mahal oder Doc Watson kennt, die aber zum Großteil mit Dialekttexten versehen werden. Auch bluesige Woody Guthrie Titel beinhaltet das Programm, der ja 2012 seinen 100. Geburtstag feiern würde.
Zu entdecken gibt es freilich auch einiges, ob Reverend Rusty & The Case am 19.4. oder tags drauf Herby & The Mudcats feat. Steve Guyger (beide im Reigen). Mit Bob Margolin kehrt zudem eine wahrhaft große Blueslegende in den Reigen zurück, nämlich am 17.4. Der Gitarrist, Sänger und Komponist diente von 1973 bis 1980 als Bandleader von Muddy Waters. Danach machte er es sich zur Aufgabe, den alten Bluesheroen den ihnen gebührenden Respekt zuteil werden zu lassen und tourte in verschiedenen Formationen u.a. mit Pinetop Perkins, Hubert Sumlin oder Willie "Big Eyes" Smith. Daneben veröffentlichte Margolin Alben unter eigenem Namen und das jüngste davon wird er auch in Wien mit im Gepäck haben - "Blues Around The World", eingespielt mit Mike Sponza und seiner Band.
Am 29.4. schließlich gibt es die lange Nacht des St. Pauli Blues im Reigen. Mit von der Partie der Hamburg Blues Band ist der große Chris 'The Voice' Farlowe von Colosseum. Als R&B Entertainer alter Schule versteht er es wie kein anderer Delta, Opera & New Orleans Scatgesang zu kombinieren. Mit dabei ist auch 'The God Of Hellfire', Arthur Brown, der mit dem von Pete Townsend (The Who) produzierten Titel "Fire" einen weltweiten Hit hatte und bis heute für seine mehrere Oktaven umfassende Stimme, sowie seine exzentrische Bühneshow bekannt ist. Die Hamburg Blues Band selbst steht für intensiven, clever arrangierten und live umwerfenden Roots-Blues, der regelmäßig Puristen ins mentale Wanken bringt. Die Truppe um den oft mit Joe Cocker verglichenen Sänger Gert Lange vermengt dabei brettharten Gitarren-Bluesrock so spielfreudig wie traditionsbewusst mit Soul, klassischem Rhythm'n'Blues, Boogie und sogar Ausflüge in Jazz-Gefilde.
Soweit die dringlichsten Empfehlungen zum Festival. Das komplette Programm von Vienna Blues Spring 2012 findet sich HIER. (pt; Manfred Horak)