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jimi-dolezal-2012-1Der Gitarrist Jimi Dolezal veröffentlichte 2009 sein Solo-Album "Nature's Beauty" und spielte zuletzt über 100 Konzerte mit der Mary Broadcast Band. Robert Fischer traf ihn zu einem ausführlichen Gespräch.

Kulturwoche.at: Jimi, wie bist Du eigentlich Musiker geworden?

Jimi Dolezal: Das hat 1991, 1992 begonnen, als ich Michael Jackson im Rahmen der "Dangerous"-Tour im Ernst-Happel-Stadion live gesehen habe. Seit damals war ich sehr fasziniert von Musik, Performance und Entertainment. Zur Gitarre kam ich durch meinen Cousin, der immer ein großer Jimi Hendrix-Fan war. Damals war ich noch ein Kind, und habe immer, wenn er Jimi Hendrix aufgelegt hat, den Tennisschläger genommen, und so getan, wie wenn ich Gitarre spielen würde (schmunzelt). Dann habe ich in der Musikschule in Stockerau, woher ich stamme, bei Karl Matula Gitarre gelernt und mich später autodidaktisch weitergebildet. Ab und zu hat mir auch Karl Ritter, den ich von Stockerau her kenne, etwas gezeigt.

Wie ging es dann weiter?

Dann kam die Matura, und - meistens lachen die Leute, wenn ich das erzähle - ich habe zwei Jahre in einer Bank gearbeitet. Das war überhaupt nichts für mich und nach zwei Jahren habe ich dann gesagt, ich probiere es jetzt aus, als professioneller Musiker zu leben. Das war vor vier Jahren und diese Entscheidung habe ich seither nie bereut. Es geht sich aus, dass ich als Musiker leben kann und ich möchte eigentlich nichts anderes machen. Natürlich war ich auch schon seit ich 14 bzw. 15 Jahre bin in diversen Bands, die meistens Covers gespielt haben. Das hat mich aber nie sehr interessiert, ich wollte immer eigene Sachen machen. Klar, ist es nicht immer einfach: Manchmal hast du ein Monat, wo du 10 Konzerte spielst, und im nächsten Monat nur eines. Aber so ist es eben.

Was sind Deine aktuellen Projekte?

Derzeit habe ich alles zugunsten der Mary Broadcast Band, mit der ich letztes Jahr über 100 Konzerte in Österreich und Deutschland gespielt habe, und meiner Solo-CD "Nature's Beauty", die ich gemeinsam mit Martin Kruger produziert und komponiert habe, reduziert. Das sind auch die Sachen, die mich am meisten interessieren. Ich war nie einer, der z.B. auf Hochzeiten und Bällen spielt, obwohl man da ja auch ganz gut verdienen könnte.

Was waren die wichtigsten Stationen Deiner Karriere bisher?

Da gab es z.B. das Hip-Hop Funk-Projekt Breiteck. Da habe ich mitgespielt und war auch 2011 bei den Aufnahmen zur aktuellen CD, die von Georg Luksch produziert wurde, noch mit von der Partie. Als Studiomusiker habe ich auch schon Musik für verschiedene TV-Spots eingespielt. Dann gab es noch das Nebenprojekt 'Foxhole Roots Crew' mit Sam Simon und Chris Fillmore, das eher in die bluesige Richtung geht. Drei Jahre war ich bei der tollen und sehr talentierten Singer/Songwriterin Agnes Milewksi engagiert. Ich habe auf ihrem zweiten Studioalbum mitgespielt und bin mit ihr auch recht viel getourt, u.a. in Deutschland, Frankreich, Polen und England. Vieles habe ich dann auch deswegen reduziert, weil es sich neben der Mary Broadcast Band einfach zeitlich nicht ausgegangen ist.

Wo würdest Du Dich stilistisch einordnen?

Ich spiele sehr gerne Blues, obwohl ich jetzt sicher nicht der große Blues-Gitarrist bin, spiele aber genau so gerne Funk, Soul, Jazz. Eigentlich fühle ich mich da überall zuhause.

Wie würdest Du die Musik auf der "Nature's Beauty"-CD jemanden beschreiben, der sie noch nie gehört hat?

Zuerst einmal würde ich sagen, es ist Gitarrenmusik, die von Synthesizern und Samples unterstützt wird. Es geht schon auch in Richtung Ambient-, Ethno- Welt- bzw. Entspannungsmusik. Diese Genres sind alle dabei, aber für mich als Gitarrist war es wichtig, dass "Nature's Beauty" in erster Linie ein Gitarren-Album ist und jimi-dolezal-2012bleibt. Wir haben bei diesem Album auch versucht, die einzelnen Tracks fast Song-mäßig aufzubauen. Das heißt, wir haben versucht statt mit einer Stimme mit der Gitarre für jede Nummer ein Intro, eine Strophe, einen Refrain und ein Outro zu entwerfen. Während dem Arbeitsprozess habe ich zwar auch viel improvisiert, aber ich habe schon versucht, Melodien aufzubauen und zu spielen.

Wie kam es überhaupt zur Idee für das "Nature's Beauty"-Album?

Die Grundidee kam von Martin. Er ist Produzent und betreibt ein Studio namens 'Leisure Time'. Ich kam zu ihm mit der Idee, etwas mit akustischer Gitarre aufzunehmen. Wir haben dann gemeinsam überlegt, was wir machen könnten und er schlug dann vor, in die Ambient- bzw. Ethno-Richtung zu gehen. Ich dachte mir, okay, warum nicht? Wir haben dann vor den Aufnahmen gemeinsam viele Alben aus diesem Genre angehört, und da gibt es auch viel seichte Sachen. Schlecht gespielt, schlecht aufgenommen und schlecht produziert. So was wollte ich nicht, mir war schon wichtig, dass die Sache Qualität hat.

Ihr habt ja dann für die CD auch echte 'field recordings' aus der Natur verwendet, richtig?

Ja, man kann auf "Nature's Beauty" echtes Vogelgezwitscher oder Bachrauschen hören. Das ist alles echt, das sind keine Samples oder Aufnahmen von irgendeiner Datenbank. Wir sind dafür echt in den Wald hinausgegangen, haben eine Jause mitgenommen und uns dort zwölf Stunden hingehockt, um alle möglichen Geräusche aufzunehmen. Das war sehr gemütlich, wie überhaupt die ganze Arbeit mit Martin sehr entspannt war.

Ihr habt also ziemlich viel Zeit und Energie in das Album investiert, jemand anderer hätte sich da vielleicht auch mit ein paar vorgegeben Samples begnügt. "Nature's Beauty" scheint für Dich also eine ziemliche Herzensangelegenheit gewesen zu sein?

Ja, aber die Arbeit an diesem Album war echt so angenehm und entspannt, dass ich das gerne gemacht habe. Das übrige Leben ist eh immer so stressig. Das war auch einfach mal ein angenehmer Gegenpol zu der lauten Rockmusik, die ich sonst mache. Wir haben uns auch wirklich Zeit genommen, um das Projekt so stressfrei wie möglich umzusetzen. Insgesamt haben die Aufnahmen ca. ein halbes Jahr gedauert. Im Zuge der Aufnahmen haben wir auch ein Label gefunden, ESCW Musik, das eigentlich in diesem Genre europaweit das Größte ist. Auch Gandalf ist dort vertreten.

Stammen die Kompositionen auf "Nature's Beauty" alle von Dir?

Ja, wobei Martin bei der Arbeit im Studio bzw. bei der Produktion auch sehr viel eingebracht hat. Z.B. stammen fast alle Arrangements von ihm. Wir haben es dann schlussendlich so gemacht, dass wir die Rechte an den Songs einfach 50:50 geteilt haben.

Veröffentlicht wurde "Nature's Beauty" dann 2009. Wie war bis jetzt das Feedback auf das Album?

Stimmt, das ist schon zwei Jahre her. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Das Feedback war sehr gut, nur in punkto Live-Umsetzung hat sich noch nicht viel getan. Aber "Nature's Beauty" wird in einigen Thermen gespielt, wurde auch als Musik für ein paar ORF-Dokus verwendet und auch eine Fluglinie hat die Rechte erworben. Und für österreichische Verhältnisse haben wir auch ganz gut verkauft, weniger die physische CD, aber viele Downloads über iTunes, Amazon, etc. Wegen Live-Umsetzung hoffe ich einfach in der nächsten Zeit mehr Zeit zu haben, um nette Locations wie z.B. Vernissagen zu finden, die zu dieser Musik passen. Witzigerweise habe ich erst kürzlich herausgefunden, dass es 1 bis 2 mal im Jahr in Tirol große Meditations-Festivals gibt, wo 5000 bis 10000 Leute hinkommen, und wo auch immer wieder Live-Acts auftreten. Das zeigt, dasd die Zielgruppe, die man mit so einer Musik erreichen kann, viel größer ist, als man glaubt.

Was sind Deine nächsten Pläne?

Seit drei, vier Jahren bin ich gemeinsam mit dem Musiker und Musiktherapeuten Christoph Maurer in einer Improvisations- und Musikgruppe mit behinderten Menschen vom 'Verein Balance'. Im Dezember 2011 haben wir eine CD aufgenommen, die dann im Juni gemeinsam mit den Klienten bei den Wiener Bezirksfestwochen im Kabelwerk präsentiert wird. Der Titel der CD steht noch nicht fest. Das ist auch ein sehr spannendes Projekt, auch weil wir bei den Aufnahmen gemeinsam mit den behinderten Menschen viel improvisiert haben.

Wird es ein Nachfolge-Abum zu "Nature's Beauty" geben?

Eigentlich haben wir das schon geplant. Die erste CD nennt sich ja "Nature's Beauty - Green" und könnte mir sehr gut vorstellen, das wir z.B. noch "Nature's Beauty - Blue" für Wasser oder "Nature's Beauty - Red" für die Wüste machen. Aber wann das passiert, steht echt in den Sternen. Zuerst einmal möchten wir die erste CD live auf die Bühnen bringen, dann wird man weitersehen.

Wie bist Du eigentlich zu Deinem Spitznamen 'Jimi' gekommen?

Daran ist sozusagen auch mein Cousin schuld. Da ich immer zu seinen Jimi Hendrix CDs mit dem Tennisschläger dazuspielte, hat er mir den Spitznamen 'Jimi' verpasst und irgendwie ist mir das geblieben. Alle Lehrer haben 'Jimi' zu mir gesagt, und jetzt nennt mich jeder so (schmunzelt)!

Okay, danke für das Interview!

(Das Interview führte Robert Fischer)

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CD-Tipp:
Jimi Dolezal: Nature's Beauty - Green
Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: BSC Music (2009)

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