"Reduktionismus ist die konsequent isolierende Betrachtungsweise einzelner Elemente oder Strukturen eines Gesamtkomplexes, die dessen möglicherweise vielfältigen Verzweigungen außer Acht lässt."
Reduktionismus ist aber auch ein alter Bass, ein rudimentäres Schlagzeug, eine billige Gitarre und ein Mikrophon – und: Reduktionismus macht, wie wir spätestens jetzt wissen, mitunter eine Menge Krach! Wer der eminenten Soundmaschinerie Mardi Gras.bb über die letzten fünf Alben beim irrwitzigen Tanz durch die Epochen gefolgt war, musste schmecken, wie des Doktors Stromgitarre mehr und mehr aus den blechernen Gefäßen des Brassmonstrums blutete und hätte trotzdem nicht ahnen können, was da kommen wollte. Eine kleine Anzahl geheimer Klub-Konzerte in Trio-Besetzung, gedacht als Special für Superfans und Journalisten, gaben da schon mehr Aufschluss. Was der knallharte Kern der Band-Hydra da auf die staubigen Bühnenbretter nagelte, war nicht etwa Mardi Gras.bb-light, sondern eine so eigenständig unanständige Interpretation ihres kreolischen Swamp-Grooves, dass im Anschluss allenfalls von einer psychedelisch affizierten Subversion des teutonischen Sumpffiebers die Rede war. Als wäre man unversehens in einen verruchten Kellerklub mitten im Big Easy gestolpert, wo auf der Bühne Dr. John und Neil Young die frühen Meters in ekstatische, halsbrecherische Groove-Kaskaden treiben. (pt)