Ist es eine positive Folge der letzten EU-Erweiterungsrunde, dass im Jazz in der letzten Zeit vermehrt osteuropäische Künstler in den Fokus rücken? Nachdem die tschechische Sängerin Martha Topferova mit Latin-Jazz-Rhythmen wie kubanischem Son oder Merengue Publikum und Kritiker in Begeisterung versetzte, wagt sich nun eine 29-jährige in Wien lebende Slowakin an Jazz und Bossa-Nova aus Brasilien.
Die Gitarristin und Sängerin Dana Tupinamba veröffentlicht mit "Rain Of Peace" ein beeindruckendes Debütalbum und wird dabei von ausgezeichneten Musikern wie Alegre Correa, Martin Reiter und Matthieu Michel unterstützt.
Kulturwoche.at: Du bist eigentlich eine klassisch geschulte Musikerin, veröffentlichst aber jetzt mit deinem Debütalbum „Rain Of Peace“ eine CD mit brasilianisch beeinflusstem Jazz. Wie kam es dazu?
Dana Tupinamba: Ich kam zur brasilianischen Musik vor allem durch mein Hauptinstrument, die Gitarre. Da gibt es im klassischen Repertoire viele Stücke aus Lateinamerika, so kam ich dann zu Musikern wie Egberto Gismonti, Toninho Horta, Tom Jobim – alles Musiker, die einerseits toll Gitarre spielen mit wunderbaren Akkorden, aber auch selbst dazu singen.
Dadurch habe ich dann mit ca. 15 Jahren angefangen, auch solche Musik zu machen.
Du singst auf der CD auch Portugiesisch, wie hast du das gelernt? Das ist doch sicher
für alle Musiker, die Astrud Gilberto & Co nacheifern, eine große Hürde?
Das war ganz einfach – ich habe meinen Freund, einen Brasilianer kennen
gelernt (lacht), habe mich verliebt, und da ich schon Spanisch konnte, war es dann auch nicht mehr so schwierig, von ihm portugiesisch zu lernen.
Wer sind konkret deine musikalischen Vorbilder in Brasilien? Du hast vorhin schon einige Musiker erwähnt, aber sind das auch wirklich deine Vorbilder?
Ja, wie schon erwähnt – Egberto Gismonti, Toninho Horta oder Tom Jobim haben mich
musikalisch stark beeinflusst, aber auch ein Alegre Correa, den ich in Wien kennen lernte, inspiriert mich stark mit seiner Spontaneität und seiner Improvisationskunst.
1998 bist du aus der Slowakei nach Wien gezogen – hatte das auch musikalische Gründe?
Ja. In der Slowakei war es einfach schwer Musiker zu finden, die brasilianische Musik spielen – in Wien dagegen fand ich bald Anschluss, da es hier ja auch eine kleine Szene mit Musikern aus Brasilien gibt. Zuerst traf ich Alegre Correa, dann Isabel Padovani – das war natürlich ein Traum für mich! Bei einigen Sessions im Porgy & Bess traf ich dann auch nach und nach die Musiker, die jetzt in meiner Band spielen: zuerst den Schweizer Trompeter Matthieu Michel, über ihn dann den Pianisten Martin Reiter. Zuletzt kam Bassist Hans Strasser dazu. Mit Mundharmonika-Spieler Bertl Mayer, mit dem ich in meinem Trio spiele, kam ich auch über Alegre Correa in Kontakt.
Was ist die Inspiration für deine Song-Texte?
Einerseits vor allem die verschiedenen Elemente der Natur, wie Wald, Meer, Berge, usw. Andererseits die Menschen und ihre Gefühle wie Trauer und Schmerz, aber auch Freude. Doch Musik hat für mich auch einen meditativen Charakter. Ich beginne zu spielen, bekomme eine Idee, finde eine Melodie und versenke mich darin, ohne viel nachzudenken. Schade, dass es in Wien nicht so viel Natur gibt – manchmal vermisse ich das schon…
Auf „Rain Of Peace“ gibt es Titel in brasilianischer, englischer und französischer Sprache – was ist der Grund dafür?
Ich habe ein Faible für verschiedene Sprachen und gab den Songs, die mich am meisten an Brasilien erinnert haben, portugiesische Texte. Die Songs, die mehr nach Jazz klingen, wie „Whatever“ oder „Speaking With Jaco“, wurden englisch betitelt.
Und „Lettre pour un ami“ trägt einen französischen Titel, weil ich diesen Track Matthieu Michel gewidmet habe. Trompeter mag ich ganz besonders.
Wie ist „Speaking With Jaco“ entstanden?
Da geht es natürlich um Jaco Pastorious. Ein toller Musiker, und obwohl ich nicht Bass spiele und seine Musik eigentlich fast eine eigene Welt für sich ist, bleibt er eine große Inspiration für mich. An dem Tag, als ich den Song schrieb, hörte ich vorher viel Musik von Ihm.
Martin Reiter spielt auf „Rain Of Peace“ die Bossa Nova-typischen Mundharmonika-Parts auf der Melodica – was nicht sofort auffällt. War das beabsichtigt?
Ja, die CD-Aufnahmen fanden noch ohne Bertl Mayer statt – ich lernte ihn erst später kennen – und so hat Martin diese Sounds mit der Melodica erzeugt.
Generell finde ich deine Musik wunderbar ruhig und entspannend, die sogar eine wenig nach Chill-Out klingt. Könntest du dir vorstellen, dem derzeitigen Trend zu folgen und deine CD von Elektronikern wie Kruder & Dorfmeister oder dZihan & Kamien remixen zu lassen?
Ja, warum nicht (lacht)! Ich habe zwar noch nicht daran gedacht, aber das ist eine gute Idee!
Link-Tipp:
www.danatupinamba.com