Studio-Album Nummer 31, "Love And Theft", unter dem Pseudonym 'Jack Frost' selbst produziert, bestätigt in unheimlicher Weise die Einzigartigkeit von Bob Dylan.
"All songs written by Bob Dylan" heißt es im Innencover. Aber woher kommen die Songs wirklich? "Well, the future for me is already a thing of the past..." erzählt Dylan im wehmütigen, zu Billie Holiday zurückführenden "Bye And Bye", das übrigens hervorragend in einen Woody Allen-Film passen würde - so wie "Floater (Too Much To Ask)" und "Moonlight". Schreitet die Zeit rückwärts, um in die Zukunft zu gelangen? Endet alles in der Unendlichkeit? "Where do you come from, where do you go?/ Sorry, that is nothing you would need to know..." Der Mann mit der Maske spielt alte Lieder in neuen Texten, erzählt alte Stories in neuen Songstrukturen, was sich an manchen Stellen ziemlich verschroben anhört. Verschroben und - was mir bisher bei Hören irgendeines Dylan-Albums nur selten in den Sinn kam - ungemein sympathisch. Sympathisch vielleicht deshalb, weil das Dutzend Songs an vielen Stellen Humoresken beinhaltet. Hört euch nur mal das kuriose "Po' Boy" an: "Othello told Desdemona 'I'm cold, cover me with a blanket/ By the way, what happened to that poisoned wine?'/ She said 'I gave it to you, you drank it'". Der erste Longplayer Dylans im neuen Jahrtausend ist also eine Reverenz an die Musik zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, was sich so geschrieben nicht ungewöhnlich liest, aber seit "John Wesley Harding" und "The Basement Tapes" beschritt Bob Dylan diesen Weg mit Eigenkompositionen nicht mehr in derart auffälliger Weise. Rollender Rockabilly, rumpelnde bis Tempi wechselnde Blues- & Train-Songs, jazzy moments aus der Vaudeville-Ära, Swingin' Bluegrass-Tunes a la Texas Playboys und zumindest "High Water (For Charley Patton)" als weiteres Highlight in seinem Songrepertoire bilden das Gebäude rund um Liebe und Diebstahl, Kartenspiele und Sintfluten - als schiene alles wieder von vorne zu beginnen. Kurzum: "Love And Theft" ist ein meisterliches Album des Meisters, eingespielt mit seiner besten Band seit The Band. //
Text: Manfred Horak
Erstveröffentlichung in Der Schallplattenmann sagt
SACD-Tipp:
Bob Dylan: "Love And Theft"
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Columbia/Sony (2001; 2003)
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