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edo-zanki-2011Edo Zanki veröffentlicht mit "Zu viele Engel" wieder einmal ein neues Album und sprach mit Robert Fischer über musikalische Helden, einst und jetzt.


Edo Zanki über Paul Simon und den Song "Mother And Child Reunion":

In meinem akustischen 'Hautnah'-Programm, in dem ich mehr so storytellermäßig unterwegs bin, erzähle ich von meinen eigenen Erlebnissen bei den Stücken oder z.B. über Paul Simon's "Mother & Child Reunion" von seiner frühen Solo-LP "Paul Simon". Die wenigsten Leute wissen, wie es zu diesem Song gekommen ist. Hoch ungewöhnlich. Ich habe vor vielen Jahren ein Rolling Stone-Interview gelesen, wo Paul Simon sehr ausgiebig darüber redet, wie er Stücke schreibt. Er sagte: "Meistens sitze ich zuhause, schrammle auf meiner Gitarre herum, möglichst ganz alleine. Es ist hochpeinlich, niemand darf dabei sein. Ich mache den Kassettenrekorder an, spiele irgendwas und singe dazu. Auf langen, langen Busreisen auf Tourneen und langen Flügen setze ich den Kopfhörer auf und schreibe mit. Wenn irgendwas von diesen Aufnahmen gut ist oder wenn ein chord-change gut war, dann merke ich mir das. Plötzlich höre ich mich singen: 'Mother And Child Reunion'. Dann habe ich das auf ein Blatt Papier geschrieben und abends meiner Frau gezeigt und zu ihr gesagt: 'Du, ich habe keine Ahnung, wo ich das her habe, wo ich das aufgegabelt habe, wie mir das in den Kopf gekommen ist?' Darauf sagt sie: 'Aber ich weiß es! Vor vier Wochen hat doch bei uns im Block dieser Chinese aufgemacht, da waren wir doch essen, und du hast noch so gelacht, weil auf der Speisekarte ein Gericht stand namens 'Mother And Child Reunion', das war Huhn mit Ei!'" Den großen Künstler Paul Simon macht aus, dass er daraus keinen Wortwitz macht. Er sagte: "Für mich war das das Synonym für größtmögliche Nähe, für größtmöglichen Trost, eben "Mother And Child Reunion". Ich wollte ein Lied über Trost schreiben, über jemand, der sehr sehr traurig ist, und dem ich prophezeie: Ich gebe dir keine falsche Hoffnung. An diesem traurigen Tag, den du hast, will ich dir sagen: A mother and child reunion is only a motion away! Das kommt auf dich zu, alles wird wieder gut. Heile, heile Gänschen!" Das fand ich so anrührend, fand den Song so toll, denn er hat auch einen sehr fröhlichen Song, einen Reggae daraus gemacht. Ich habe zuhause einen kleinen Heiligenschrein für meine musikalischen Helden, und da sind z.B. Stevie Wonder, Paul Simon, Joni Mitchell und noch ein paar andere große Singer/Songwriter vertreten.

...über Bob Dylan und Donny Hathaway:

Auch Bob Dylan ist da dabei, wobei ich kein quasi religiöser Dylan-Fan bin, wie viele Leute, die ich kenne. Vielleicht ist mir Bob Dylan nicht so nahe, weil ich immer Künstler liebte, die auch große Sänger waren. Nun ist Dylan einer der größten lyricists ever, aber vielleicht nicht einer der größten Musiker. Das ist der Grund, warum es mir genügt hat, nur einige Stücke von ihm zu lieben und immer mit mir herumzutragen. Das ist Teil der Musikgeschichte. Wirklich religiöser Fan bin ich von Leuten wie Soul-Sänger Donny Hathaway, die aber leider kaum jemand kennt. Weil er so ein großer Sänger war, und da spürte man noch den Gospel heraus, aus allem, was er machte.

...über Trixie Whitley und Adele:

Im Moment bin ich gerade vollkommen verliebt in Trixie Whitley, die Sängerin von 'Black Dub', dem neuen Projekt von Daniel Lanois. Und das ist lustig - neulich habe ich den Kollegen Stoppok bei mir zu Besuch gehabt, und der sagt zu mir: "Kennst du 'Black Dub'?" Ja, sagte ich, in meinem Auto rennt das rauf und runter! Meint Stoppok: "Interessant!" Trixie Whitley ist ja die Tochter des leider schon verstorbenen Blues-Gitarristen Chris Whitley, der ein ganz enger Freund von ihm war. Er lebte längere Zeit in Belgien, weil seine Frau Belgierin war. Stoppok lebte im Ruhrgebiet, die beiden waren sehr oft miteinander auf Tournee, er kennt Trixie also schon von Kindesbeinen an! So ein Zufall! Auf jeden Fall ist Trixie Whitley im Moment meine absolute Lieblingssängerin, daneben mag ich auch Adele sehr.

Text: Robert Fischer; Foto: Ivo Kljuce

edo-zanki-zu-viele-engelCD-Tipp:
Edo Zanki: Zu viele Engel
Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Polydor München/Universal (2011)

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