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texta-2011-005"Grotesk" heißt das Motto von Textas neuer Platte, die am 6. Mai 2011 veröffentlicht wurde. Im Zuge dessen sprachen die vier MCs Flip, Huckey, Laima und Skero mit Katja Kramp über das neue Album, ihre Erfahrungen in 18 Jahren Bandgeschichte und über Auftritte in fernen Ländern.

 

Kulturwoche.at: Ist euch eine spezielle Message auf eurem neuen Album besonders wichtig?

Huckey: Das Album heißt 'Grotesk' und wir haben deswegen den Titel gewählt, weil wir irgendwann einen brauchten und so ungefähr bei der Halbzeit haben wir gedacht, als Titel müsste es der sein, weil sich bei vielen Songs themenmäßig diese Frage stellt. Es geht einerseits um das Gefühl 'In der Situation kann man sich doch nicht befinden' oder 'Das gibt's ja nicht'. Wir haben das Thema dann als roten Faden oder Verbindungsglied gesehen. Das ist ein gemeinsamer Nenner.

Das Ganze steht auch in Verbindung mit Groteskem Theater und dem Grotesken in der Literatur. Geht ihr viel ins Theater oder lest ihr viel?

Huckey: Ich gehe schon oft ins Theater, bin aber kein ständiger Theaterbesucher.

Flip: Bei Linz 09 hab ich glaub ich in einem Jahr 25 Theaterstücke gesehen.

Laima: Meine Freundin ist Statistin am Linzer Landestheater, deshalb bekomme ich oft billige Karten, gehe relativ häufig und lese so zwischen 20 und 50 Bücher im Jahr.

Skero: Ich geh auch ab und zu ins Theater. Ich bin beruhigt in einer Stadt zu leben, in der ich jeden Tag die Möglichkeit dazu hätte. Das ist schon angenehm, dass das überhaupt möglich ist.

Laima: Ich mag Oper sogar fast mehr als Theater. Klingt zwar unglaublich, ist aber so.

Skero: In der Oper war ich noch nie.

Huckey: Ich mag das auch nicht so gern. Ich bin da ein konservativer Sprechtheatertyp.

Skero: Allerdings glaube ich nicht, dass der Theaterbesuch das Album so stark beeinflusst hat.

Huckey: Es war nur eine weitere Assoziation, die man als weitere Ebene dazu nehmen muss. Das hat auch etwas mit dem Cover zu tun, denn durch das Theater ist Michael Hacker die Idee mit den Masken gekommen.

Skero: Bis jetzt hat eigentlich keines unserer Alben von vornherein ein richtiges Thema gehabt, sondern das Thema ist eigentlich immer die Zeit, in der es entsteht. Das ist dann immer ein Spiegel von dem was passiert und 'Grotesk' ist eigentlich das was sich jetzt gerade tut. Dieser Wandel vielleicht, der das eigentlich ganz gut beschreibt.

Bekommt ihr auch Inspiration aus der Literatur oder aus dem Theater für eure Texte oder eher aus dem was täglich passiert bzw. was in der Zeitung steht?

Skero: Wenn ich das was ich in der Zeitung lese oder was ich an Geschichten hör einfach verwenden würde, hätte ich das Gefühl ich bediene mich da bei irgendjemandem.

Laima: Ich nehme schon was aus Büchern, wenn's passt. Es fallen einem dann ein paar Sachen beim Lesen ein und dann schreibt man gerade 'nen Text und dann baut man das ein. Aber im Prinzip beeinflusst einen alles.

Huckey: Oder wenn man sich ein Stück anschaut, dann übersetzt man das Feeling daraus in den Text, an dem man arbeitet.

Flip: Das ist ja so wie die Sampling-Technologie, wo man ein Stück aus verschiedenen musikalischen Genres in den HipHop Kontext bringt. Bei dem Album zum Beispiel sind das dann viele Sounds aus fremden Ländern und Kulturen. Zum Beispiel indische und griechische Samples und natürlich Soulsamples. Dann haben wir noch Elektronik und Avantgardistisches. Also diverse Quellen und man versucht das dann in ein großes Gesamtes zu bringen. Das ist natürlich textlich ähnlich. Ein guter Künstler versucht eben alles aufzunehmen und das zu reflektieren und zu verarbeiten. HipHop ist eigentlich eine Kultur, die aus dem Zusammenfügen verschiedenster Elemente passiert.

Da ihr ja jetzt schon etwas länger im Geschäft seid, merkt ihr bei euch selber eine Veränderung im Arbeitsprozess? Also geht ihr heute ans Texten anders ran als früher?

tetxabuchLaima: Natürlich wird man ein bisschen professioneller. Früher hat man noch viel länger für einen Text gebraucht. Man hat es stark am Prozess gemerkt. Da ist sicher die doppelte oder dreifache Zeit am Album vorbeigegangen wie jetzt. Man verbessert sich, man wird schneller. Ich persönlich finde, dass man das von Album zu Album merkt.

Skero: Wir sind ja quasi mit der Entwicklung von Deutschrap auch mitgewachsen. Das hört man einfach auch auf den Alben.

Flip: Wir haben da auch etwas mitentwickelt. Zum Beispiel im Bereich Mundart-Rap haben wir viel Pionierarbeit geleistet, obwohl wir nicht die einzigen Vertreter sind. Mittlerweile finde ich uns relativ autark von dem, was im gesamten deutschsprachigen Rap passiert. Ich schiele dann überhaupt nicht mehr nach irgendwelchen Vorbildern. Das war ja früher ganz anders. Aber dann kamen die Nuller Jahre mit diesem aggressiven Rap. Und man denkt sich: 'Wie kann der mit so einem schlechten Flow mit so einem schlechten Rap erfolgreich sein?' Auf einmal war nur noch das Image wichtig. Die Herkunft, das Bild. Das Ding ist gewachsen und keiner hat gewusst wo da das Limit ist.

Skero: Flowtechnisch hat das jetzt aber auch schon einiges weitergebracht.

Laima: Ja klar, aber das, was jetzt passiert, das hat man 1997/1998 auch schon genauso gekannt. Es hat sich vom Reimschema her nicht mehr viel geändert.

Flip: Ich würde das jetzt mal so subsumieren: Die Zeiten wo ein Album das nächste getoppt hat, die sind schon lange vorbei. Und klar gibt es noch immer super MCs oder Texte und so weiter, aber nicht mehr dieses Kreative. Es ist einfach ein Business geworden. Viele Business-Modelle sind gescheitert. Viele Karrieren, die so verheißungsvoll begannen sind versandet. Die Liste der Toten im Rap-Genre ist lang. Insofern ist es auch grotesk, dass wir da noch immer aktiv sind.

Skero: Das Geld hat einfach auch viel verändert. Wenn dann in Deutschland so ein Typ wie der Bushido fett Kohle macht, womit eigentlich überhaupt keiner gerechnet hat, dass das überhaupt möglich ist. Und der Erfolg hat einfach auch sehr viele Idioten angezogen, die HipHop null interessiert.

Flip: Es trägt natürlich auch diese Generation viel. Diese Zweit- und Dritt-Immigrantengeneration. Die haben sich gar nicht dieses sprachliche Ding erwartet, sondern sehen sich quasi als Motivatoren, Leute die jedem aus der Seele sprechen. Da ist nicht wichtig wieviele Rhymes ich pro Minute kick, sondern nur das Image. Da ist jetzt ein Typ, der schaut so aus wie ich, der kommt aus derselben Scheiße wie ich und jetzt ist auf einmal Rap da und jetzt ist er voll erfolgreich. Das war halt ein Erfolgsmodell, weil der Staat keines anbietet. In diesem Vakuum waren das dann eben die Identifikationsfiguren. Das letzte Jahrzehnt war schon ein Jahrzehnt der Starre, der Angst. Unsere Politik hat ja letztendlich nichts anderes suggeriert, als das jeder gefährdet ist. Das heißt die Politik hat es nicht geschafft irgendeine Sicherheit zu geben. Obama war das erste Signal, dass es aus der Starre auch wieder raus gehen kann. Und jetzt zehn Jahre nach dem 11. September, haben wir auf einmal im arabischen Raum Revolutionen. Aus einem Raum wo man normalerweise denkt da kommen die Terroristen her, kommen auf einmal die Demokraten. Ich sehe da jetzt schon definitiv einen Wandel. Ich glaube das nächste Jahrzehnt ist eines, wo sich Dinge essenziell ändern werden.

Stichwort Exotische Auftrittsorte. Wie ist es für euch beispielsweise in Kenia zu spielen? Ist das gleich eine komplett neue Welt oder kann man das schon mit europäischen Konzerten vergleichen?

Skero: Es gibt nicht so viele Konzerte dort, deswegen freuen sich die Leute an Hax'n aus, wenn da mal was passiert. Als wir in Nairobi gespielt haben, war das für alle Leute gratis zugänglich. Vor uns spielten Bands mit anderen Stilrichtungen. Sobald der erste HipHop Beat kam, sind die Leute nach vorn gerannt und waren eigentlich nicht mehr zu bremsen. Als die da ausgerastet sind, das hat mir schon extrem getaugt. Da merkt man schon, dass das da einfach einen anderen Stellenwert hat.

Flip: Rapmusik in Afrika hat einfach ein anderes Standing als in Europa. In Europa ist das halt eben ein Genre neben Indie, Dubstep, Metal, Rock, Pop etc., also eine Schublade von Millionen Schubladen und dort ist es schon einer der wichtigen Musikstile. In Afrika gibt es die lokalen Musikrichtungen und dann gibt es halt HipHop und Reggae. Wenn Rapper es in so einem Land geschafft haben, dann sind das auch wirklich integere Figuren, die auch politisch was zu sagen haben und die ernst genommen werden, das sind dann halt wirklich die Leute, die Informationen weitergeben an andere Menschen in den hintersten Orten. Also das ist schon sehr spannend.

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

(Text und Interview: Katja Kramp; Fotos: katsey, zoe*fotografie)

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CD-Tipp:
Texta: Grotesk
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Hoanzl (2011)

Link-Tipps:
Konzert-Kritik
Texta live im Gasometer Wien am 6. Mai 2011
HP von Texta