Feuerwehrfeste sind beliebt in Österreich, weil die Geselligkeit und der Bierkonsum nicht zu kurz kommen. Live-Musik spielt dabei eine wichtige und gleichzeitig untergeordnete Rolle. Einen ähnlichen Charakter versprüht auch das Popfest Wien.
Dabei ist die Grundidee eine sehr gute, in dem Teile einer großen und immens vitalen Musikszene aus dem Großraum Wien möglichst medienwirksam präsentiert wird. Primärer Gedankenfehler: All das passiert bei freiem Eintritt, was möglicherweise (es gilt die Unschuldsvermutung) dem Irrglauben entspringt, dass Musik aus Österreich nicht genug Publikum anzieht, sobald Eintrittsgeld verlangt wird, ganz abgesehen davon, dass es das generelle Gefühl vermittelt, Musik koste nichts. Dass ein Gratisfest, noch dazu an so einem prominenten Ort wie dem Karlsplatz, zigtausende Leute anlockt sollte nicht allzu sehr verwundern, dies als Erfolg für die auftretenden Bands zu werten hingegen schon, denn wenn man sich in die Menschenmenge bei der Seebühne mischt, wird man gewahr, dass ein Großteil nicht wegen der Live-Bands dort ist, ähnlich wie bei einem Fest der Freiwilligen Feuerwehr im Irgendwo. Das ist bzw. macht, um sich wieder auf das Popfest Wien zu konzentrieren, traurig, umso mehr da eine Pimperlbühne und eine grottenschlechte Akustik inklusiver armer Beleuchtung nicht unbedingt dazu beitragen die allgemeine Aufmerksamkeit zu erhöhen. Die üblen Folgen (es ist ausschließlich von der Seebühne die Rede): Desinteresse den Bands gegenüber, Musik als Berieselungsfaktor, nett plaudern, Bier trinken, oder aber auch, um Ja, Panik zu zitieren: "Wohin ich blicke, seh ich jemand, der sich für jemand andern zum Trottel macht". Warum also nicht aus diesem Fest ein Festival machen? Ein "Popfestival Wien" muss sich ja nicht mit "Rock in Rio" messen, weder von der Größenordnung (geht eh nicht), noch von den Eintrittspreisen (ab 69 Euro) her, aber ein bissl Eintrittsgeld erhöht die Aufmerksamkeit (des Publikums) und das Selbstwertgefühl (der Musiker/innen), und eine ordentliche Bühnenausstattung (mit allem, was halt so dazu gehört) wäre schließlich auch kein Fehler, denn so wie es ist macht man der hiesigen Musikszene nichts Gutes. We will never open that box cause we fear it's full of locks - we are alone and we circle around, but underneath our skins we are bound... (Irmie Vesselsky: "Tired Of") Die Programmierung selbst ist ja an und für sich nicht so schlecht, auch wenn immer wieder das Gefühl aufkommt, es handle sich um ein (weiteres) FM4-Fest, diesmal halt unter finanzieller Einmischung der Kulturabteilung der Stadt Wien. Die FM4-Scheuklappen sind offenbar nicht so einfach aufzuklappen bzw. abzulegen, was schade ist. Der wahre Reichtum an Bandbreite der hiesigen Musikszene aus Wien und Umgebung wird somit nicht mal ansatzweise abgebildet. Kritik vonseiten mancher Musiker/innen bleibt dem Organisationsteam daher nicht erspart. "Nicht alternativ genug, um auf einem gewissen Sender gespielt zu werden, um in einer gewissen 'Szene' Platz zu haben", meint z.B. Irmie Vesselsky, und: "Nicht selten hab ich gehört 'ah, netten Pop, den du machst - wir machen übrigens Musik.' Interessant, dass sich aber genau diese Menge nun versammelt hat, um zum diesjährigen, des Senders so genannten 'POP'fest zu pilgern und dort aufzugeigen. Verrückte Welt. Interessant, dass ausgerechnet die, die sich so sehr gegen 'den Pop' wehren, Schubladen vehement ablehnen, aber liebend gerne alle anderen, die sich vom 'alternativ' abheben, in Schubladen stecken und wohl ganz übersehen, dass sie sich somit schon längst selbst ihre eigene Grube, äh, Schublade, gezimmert haben." (Text: Manfred Horak; Foto: Nikolaus Ostermann) |
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