billisich-lasterliederDas CD-Cover, die diversen Lastwagen-Fotos im Booklet, sowie das Erscheinungsbild der CD als LKW-Reifen, führen zunächst einmal auf eine falsche Spur. Mit "Lasterlieder" von Eva Billisich und Band gibt es keinen neuen Soundtrack eines Trucker-Roadmovie wie seinerzeit z.B. "Convoy" von Sam Peckinpah, sondern einen Soundtrack über das Leben an sich, lasterhaft wie es eben sein kann.

Bei der CD-Präsentation am 4.4.2011 im Schutzhaus Zukunft sah man ein hingebungsvolles Trio, das mit Leichtigkeit und viel Raffinesse, mit etlichen Musikstilen herumspielte und dabei niemals auf die Basis vergaß: auf den Blues. Neben Lieder aus dem Eigenanbau standen auch Coverversionen am Programm, z.B. "Wonderful Tonight" von Eric Clapton oder "Diana" von Paul Anka - freilich jeweils mit einem lasterhaften Text im Wiener Dialekt gesungen. Billisich & Band live zu hören ist jedenfalls ein großes Vergnügen, nur gut, dass sie diese Energie auch auf CD festhalten konnten. Die Kabarett- und Klosterschulgeprüfte Sängerin, Autorin, Schauspielerin, Regisseurin, Liedtexterin und Sängerin (hab ich was vergessen?) Eva Billisich und ihre ebenso katholisch ausgebildeten Musikerkumpane Christian Clementa (Gitarre, Banjo, Trompete, Saxofon, Klarinette, Knöpferlharmonika, Klavier; hab ich was vergessen?) und Martin Bachhofner (Bass, Gitarre) legen also ihre Laster offen. Herrlich der hormongesteuerte, schwere Blues in "Querbrodn", elegisch die Todesballade "Bahnhofscafe", doppelbödig aber ohne Netz der rhythmische Blues in "Baby", reformatorisch echt lasterhaft das katholische Internatslied "Klosterschülerinnen", in die Horizontale verführend "Mei Klaner" (vormals "Diana" von Paul Anka) und freudvoll wienerliederlich "Schau ma amoi", mit dem auch ein Kurt Sowinetz, selig, seine Freude daran gehabt hätte. Bei all dem ist nicht Perfektion und auch nicht Virtuosität die Intention, sondern Rock als Gefühlswelt. Genau darin besteht auch die Stärke von Billisich & Band, denn dadurch ist ihre Musik umso druckvoller, gelenkig und aussagekräftiger. Blues aus der Hüfte, bei dem die Tugend schon mal vernascht wird. Hat was. Kann was. A guade Partie. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Billisich & Band: Lasterlieder
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: cc-phon/Hoanzl (2011)

Link-Tipp:
HP von Eva Billisich