Viele Zuhörer lockte der deutsche Rapper Olli Banjo am 11. März 2011 nicht in die Szene Wien. Der Saal hätte sicher noch das drei- bis vierfache an Publikum gefasst, aber diejenigen, die sich gegen dieses Konzert entschieden haben, verpassten auch nichts Großartiges.
Freitagabend, Szene Wien, Olli Banjo steht mit zwei Supportacts auf dem Programm. Ich freue mich auf ein hervorragendes Hip Hop Konzert, mit knackigen Beats und feinen Reimen. Diese Erwartung hat sich zwar nicht erfüllt, aber man konnte beim Zuhören der Vorgruppen wenigstens noch darauf hoffen. Zunächst begann das Ganze nämlich ziemlich vielversprechend mit dem Part von Average und URL. Zu diesen talentierten jungen Herren gesellte sich später auch noch Huckey von Texta, der mit Average schon seit längerer Zeit zusammenarbeitet. Dieser Auftritt war natürlich Balsam für die Hip Hop Seele. Daraufhin wollte dann Faun, unterstützt durch DJ Phlow, mit seinem rhetorischen Können beim Publikum punkten. Besagter DJ rettete für mich den Abend. Phlow lieferte richtig gutes DJ-Handwerk. Wohingegen Faun nach einigen guten Texten mit einer Nummer übers Kiffen leider völlig daneben griff. Erstens sind Lyrics über Marihuana nach 30 Jahren Hip Hop Geschichte auch mal abgegriffen und fad und zweitens wird es auch nicht besser, wenn man im Refrain die verniedlichende Form "Kiffi Kiffi" verwendet. Babysprache in Verbindung mit Cannabis wirkt peinlich und lässt mich persönlich eher an der Wortgewandtheit des Interpreten zweifeln. Kurz nach Mitternacht war Olli Banjo dann selbst am Start und sorgte zumindest kurzfristig für gute Stimmung und wippende Hände. Banjo gehört sicherlich zu denjenigen im Deutschen Hip Hop Business, die wissen was sie tun und absolut zu Recht in der Oberliga mitspielen, doch war die Show, die in Wien geliefert wurde eher dürftig. Obwohl beim Hip Hop die Beweihräucherung des Künstlers durch das Publikum an der Tagesordnung steht, wird es beim dritten Song, dessen einzige Message darin besteht "Banjo" zu rufen, einfach langweilig. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn Banjos DJ etwas mehr von seinem Können demonstriert hätte, anstatt ewig lange Rock-Samples einzubauen. Wenn das Konzert damit beendet worden wäre, hätte man trotz einiger unnötiger Längen im Programm ein nettes Konzert erlebt. Als aber Olli Banjo von der Bühne ging, gipfelte das Ganze in einer Art Hip Hop Werbesendung. Der Tourmanager stellte sich kurz vor und begann dann sogleich die Merchandising-Artikel anzupreisen, indem er gestand, dass man Wien bei der offiziellen Tour "vergessen" habe und die Leute jetzt noch die einmalige Chance hätten limitierte Fanartikel zum Sonderpreis zu erstehen. Was sollte das? Mehr, als dass besagter Tourmanager eine große Karriere im Teleshop-Kanal verpasst hat, fällt einem dazu nicht mehr ein. Und obwohl Banjo zu den Großen des Deutschen Rap gehört und laufend gute Musik und Texte liefert, war dieses halbherzig gegebene Konzert leider ziemlich enttäuschend. (Text: Katja Kramp; Fotos: Szene Wien)
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