mit den Schlagworten:

hello-dolly3"Hello, Dolly" ist eine musikalische Komödie die 1964 in New York am St. James Theatre stattfand, also vor bald 50 Jahren, sie hat jedoch nichts an ihrer Aktualität verloren. Immer noch ist es der Menschen höchstes Ziel einen geeigneten Partner zu finden.


Es ist ein alter Hut, dass es nicht immer einfach ist, Männlein und Weiblein an die Frau beziehungsweise an den Mann zu bringen, so haben Heiratsvermittler und (heute) Online Singlebörsen immer Saison.

Wen(n) Dolly manipuliert

In New York, wir schreiben das Jahr um 1890, wenden sich immer mehr heiratswillige Damen und Herren an die umtriebige Mrs. Dolly Levi, ihres Zeichens Witwe, Heiratsvermittlerin, eigentlich Alleskönnerin, und unglaublich geschäftstüchtig. Unter ihnen auch Ambrose Kemper, der die Nichte des reichen Kaufmanns Horace Vandergelder heiraten möchte, dies gegen dessen Willen, der reiche, etwas zu sparsame Herr befindet sich selber auf Freiersfüßen, er möchte Irene Molloy, Inhaberin eines kleinen Hutgeschäfts ehelichen. Dolly, die mit diesen Heiratswünschen sehr gefordert ist, beschließt, dass es nun endlich an der Zeit wäre, selber wieder unter die Haube zu kommen, der liebeshungrige Horace Vandergelder kommt der Dame gerade recht und: meist werden die Männer ja geheiratet, und sie haben keine Chance den Fängen einer klugen Frau zu entkommen. Barnaby und Cornelius, zwei junge Angestellte in Vandergelders Kaufmannsladen beschließen, nun endlich genug von der Tyrannei ihres Chefs zu haben und einen Ausflug nach New York zu wagen. Dort treffen sie im Hutgeschäft auf Irene Molloy und deren Angestellte Minnie Fay, sie finden Gefallen aneinander und verabreden sich trotz leerer Geldbörsen zum Essen im exklusiven Harmonia Gardens. Statt eines gemütlichen Abends im feinen Restaurant eskaliert die Situation, als Horace, ohnehin enttäuscht von einer neuen Heiratskandidatin, auch noch auf seine Nichte im Schmetterlingskostüm und seine Angestellten trifft, die er bei der Arbeit wähnt. Der Tumult schaukelt sich hoch, als der alte Geizhals nun auch noch sein Portemonnaie verliert und zu guter Letzt wird Vandergelder verhaftet. Allein zurück in Yonkers erkennt Horace Vandergelder, dass Geld alleine nicht glücklich macht, und dass ihm gegen seinen ursprünglichen Willen Dolly ans Herz gewachsen ist. Jene sorgt dafür, dass sich die jungen Paare Ambrose und Ermengarde, Cornelius und Irene, sowie Barnaby und Minnie zusammenfinden und wen wundert es,  sie selber wird die zweite Frau von Mr. Vandergelder, der gar nicht bemerkt zu haben scheint, wie manipuliert ihn Dolly hatte - oder doch?

Liebenswerte Berechnung

Die Rolle von Mrs Dolly Levi wird von der ungeheuer bühnenpräsenten Sigrid Hauser verkörpert. 1984 wurde diese von Dagmar Koller dargestellt, Vergleiche sind meiner Meinung nach unzulässig, denn was die eine Darstellerin nicht mitbrachte, wird von der anderen wettgemacht. Man kann nicht Äpfel mit Birnen mischen. Sigrid Hauser versteht es fulminant, der Figur einen Hauch von liebenswerter Berechnung, Klugheit einzuhauchen, man sieht lächelnd über die Tatsache hinweg, dass Männer manchmal beinahe gegen ihren Willen heiraten. Stimmlich würde ich mir persönlich eine etwas gedecktere Höhe wünschen, Höhepunkt war sicher ihr großer Auftritt im Harmonia Gardens, eine solch gute darstellerische Leistung, besonders in den komischen Szenen, in der ihr auch die Kabarett-Erfahrung zu Gute kommt, macht ihr so rasch keiner nach. Robert Meyer spielt Horace Vandergelder wie er leibt und lebt, ich kann nur immer wieder betonen, welch Glücksgriff dieser begnadete Darsteller in jeder Hinsicht  für die Volksoper ist. Das Paar Meyer-Hauser ist es schon alleine wert sich eine Vorstellung anzusehen. Exzellent das restliche Ensemble, allen voran der Barnaby von Peter Lesiak, der tanzt und singt, als ginge es um sein Leben, sehr homogen und gut auch die Tanzeinlagen, Ballett und Chor. Ein rücksichtsvoller John Owen Edwards dirigierte das nicht immer, aber diesmal sehr "folgsame" Volksopernorchester. Eine tolle empfehlenswerte Aufführung, bei der alle Protagonisten sichtlich Freude am Spiel hatten. (Karin C. Ruprecht)

hello-dolly1Kurz-Infos:
Hello, Dolly!
Volksoper Wien (2010)
Bewertung: @@@@@
Musical von Jerry Herman
Spieldauer: 2 Stunden 30 Minuten
Weitere Termine