Ein schmucker Holzkasten dient dem Album "The Shepherd's Dream" als Aufmachung. Gut so, denn je weniger Plastik desto besser. Und auch musikalisch ist Die Anarchistische Abendunterhaltung (DAAU) weit weg von Plastikgeschmack.
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Aus Belgien kommen die vier Musiker mit dem ungewöhnlichen Bandnamen und so ungewöhnlich der Bandname zu sein scheint, so ungewöhnlich ist auch die Musik, umgesetzt von und mit Simon Lenski (Cello), Buni Lenski (Geige), Roel Van Camp (Akkordeon) und Han Stubbe (Klarinette). Das Quartett verführt in die tiefen Regionen der Stille, berührt und irritiert und atmet gleichermaßen den Punk und die Avantgarde, den Jazz und die Folklore. "Es gibt keine bessere Weise unserer Musik zuzuhören, als liegend mit geschlossenen Augen", meint der Akkordeonist Roel Van Camp, und da könnte er schon Recht haben, zumindest wenn es darum geht deren Musik auf Konserve zu hören. Ob sie nämlich bei ihren Live-Konzerten Liegesofas anbieten ist zu bezweifeln. Bevor man jedenfalls die CD in den Player legt staunt man bereits über die aufwändige Verpackung, und was denn noch so alles in dieser schmucken Holzkiste drin liegt. Z.B. eine zweite CD namens "The Dream Live". Halt, da fehlt doch was. Richtig, die CD selbst. Aha, dafür ein Beipackzettel. Diese CD gilt es nach einem Live-Konzert von DAAU erst noch zu erwerben, und zwar bereits 15 Minuten nach jedem DAAU-Konzert gibt es die Möglichkeit das grad vorhin gehörte Konzert zu kaufen. Schlau, schlau. Und: Jedem seine eigene Erinnerung und somit die Möglichkeit Vergleiche zu ziehen, was denn so auf der Bühne passierte, mit dem, was DAAU im Studio musikalisch erarbeitete. Ja, und dann sind noch die sehr schön gestalteten Pappkarten. Für jedes Musikstück der CD ein Karton mit mehr oder weniger dazugehörender Holzschnittillustration. Und einmal umgedreht erkennt man, dass jedes Stück ein Teil vom Ganzen ist und so also ein eigenes Motiv liefert. Musikalisch hört man während dessen mehr als beeindruckende Phrasierungen und immer wieder auch mal fast schon tänzelnde Melodien, meistens sehr miniaturenhaft angelegt. Virtuos geht es genauso zu wie simpel - hier trifft sich eben die Klassik mit Punk. Und nachdem das letzte Stück dieser genialen CD am Ende angelangt ist, drückt man automatisch erneut auf 'Play'. Apropos 'Play', noch ein Tipp: Play it loud! Eine derart absurd unkonventionelle Musik, dass man am Liebsten laut aufjuchzen möchte. (Manfred Horak)
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