Bereits mit ihrem zweiten Album gelingt der Sängerin, Gitarristin und Komponistin Julia A. Noack eine unverwechselbare Handschrift. "69.9" beherbergt 12 Songs, ist aber beileibe keine Dutzendware. Im Gegenteil.
"All the ghosts / I need to face and fight" heißt es in "Sudden Twist", und diese Geister, die Noack zu Gesicht bekommen und bekämpfen möchte stehen gewissermaßen für ihre komplexen Texte und dichten Liedstrukturen, die immer wieder mit Störfaktoren versetzt sind und eine mystische, geheimnisumwitterte Stimmung, eingebettet im Folk-Country-Rock-Gemisch, erzeugen. Direkt schon gespenstisch anmutend der Titelsong, aus dem Nichts auftauchend, im Nichts endend. Und auch große Melodien gelingen der in Berlin ansässigen Musikerin (Kulturwoche.at führte bereits ein Interview mit Singer/Songwriter Noack zum Debüt-Album Piles & Pieces), wie z.B. im für Noack-Verhältnisse sehr lauten "Phantom Dream", das vom nachfolgenden (zumindest im über 1-minütigen Intro an Nick Drake erinnernden) "Redefine" quasi aufgefangen wird. Aber zurück zum Anfang. Das Album startet hypersensibel, fast schon Tränen rührend. "Undue Merging" heißt der Einstiegssong in diese erstklassige Liedsammlung, einem Album ohne wirkliche Schwächen. Lieblingssongs? Neben "Undue Merging" und "Redefine" wäre da noch ihr süßes "Grizzly Girl" über eine tiefgehende Freundschaft und der Textzeile "It took you years to get out of the fog / But now you see." Simpel aufgebaut und mit einer umso beachtlicheren Melodie versehen strahlt "Grizzly Girl" eine Wahrhaftigkeit und Größe aus, wie es eindrucksvoller nicht sein könnte. Konträr dazu und dennoch ebenbürtig die Mitsing-Nummer "Me & the A.D." als Country-Folk der ersten Güte. Ja, und nicht zu vergessen "Dark Enough" mit all seinen irritierenden Störelementen. Ihr großes Plus, neben unwiderstehlichen Hooklines wie z.B. in " Bee Buzzin'", ist der Gesang von Julia A. Noack. Gleichermaßen kräftig und sensibel, um für genügend Abwechslung sorgen zu können und mit einer fantastisch eingestellten Band im Rücken, die man hoffentlich auch einmal in Österreich live wird hören können. (Manfred Horak)
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