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blume-von-hawaii-2010Manchmal - wie z.B. bei "Die Blume von Hawaii" von Paul Abraham unter der Regie von Helmut Baumann - könnte man meinen, das Genre Operette gäbe es gar nicht mehr, diese leichtfüßige, spielerische und stimmlich doch so anspruchsvolle Bühnengattung scheint dem Untergang geweiht zu sein.

Weshalb verpasst  Regisseur Helmut Baumann der swingenden, klingenden Revue eine derart unnötige Rahmenhandlung wie an der Wiener Volksoper, weshalb wird dem Zuhörer zugemutet seine Gedanken ständig zwischen den Handlungen hin und her pendeln zu lassen? Nichts scheint vom Glanz der Weltkriegsrevue zwischen Prinzessin Laya und dem feschen Kapitän Stone übrig geblieben sein. Natürlich, die Musik glänzte besonders in der nicht gerade verwöhnten Nachkriegszeit (Uraufführung 1931), doch immerhin gelang es Abraham den Jazz in der Operette zu etablieren. Große Auftritte wie sie eine Lehar-Operette hat, fehlen jedoch, das Werk lebt vom Lokalkolorit, dem Fremdartigen, dem Jazz, und schlägt eine Brücke zwischen Operette und Musical. Es dominieren Walzer, Slowfox, Foxtrott und Marsch. An der Volksoper misslingt das mehr oder weniger, durch die Zerrissenheit, das Sprunghafte in den Handlungen. Der Regisseur siedelt die Handlung im Vorstadtkino an und integriert mehr oder weniger erfolgreich die eigentliche Handlung der Operette.

Da es an diesem Abend im Februar 2010 drei Rollendebüts gab, möchte ich mich auf die Sänger konzentrieren, die sich sicher eine andere Inszenierung verdient hätten: Miriam Sharoni war als Prinzessin Laya zwar nicht Premierenbesetzung, aber erstklassig. Stimmlich sitzt jeder Ton, wo dieser hingehört und optisch passt sie perfekt in die Rolle. Johanna Arrouas gab die quirlige Raka. Viel besser geht es nicht mehr, da stimmte alles: Tanz, Stimme und vor allem ihre entzückende Figur. Der Buffy von Wolfgang Gratschmaier, verlässlich, sympathisch, immerhin hechtete er ja von Handlung zu Handlung. In weiteren Rollen: Thomas Sigwald, einer der Publikumslieblinge an der Wiener Volksoper, sang trotz Grippe seinen Kapitän Stone recht passabel und natürlich war er spielfreudig wie immer. Eva Maria Marhold als Bessie alias Lisbeth Kratochwil hatte so ihre liebe Not zwischen den Rollen hin und her zu springen, meisterte das jedoch bravourös. Absolutes Highlight ist jedoch Gaines Hall in der Rolle des Jim Boy. Er steppt, tanzt, singt, als hätte er nie etwas anderes getan. Ein echter Diamant, den die Volksoper gut pflegen sollte. Dirigent Joseph R. Olefirowicz gab manchmal etwas hektisch den Ton an, ein paar Ungereimtheiten gab es zwischen den Sängern und dem Orchester, vielleicht wäre etwas leiser stimmungsvoller gewesen.

Nur wenig ansprechend das Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau, dessen papierartige Palme eher an ein Seeungeheuer, als an ein Küstengewächs erinnerte. Nein, in Südseestimmung kam da niemand. Aber vielleicht ist ja nun Sparen bei den Bühnenbildern angesagt. Schöne Kostüme (Ingrid Erb) und gut geführte Choreographie(Kim Duddy) gleichen das dafür ein wenig aus. Wer also viel Durcheinander und Chaos, dafür aber exzellente Sänger sehen und hören möchte, ist mit der "Blume von Hawaii" gut bedient, sonst empfiehlt es sich die Operette über Kopfhörer anzuhören. (Text: Karin C. Ruprecht; Foto: Volksoper Wien)

Kurz-Infos:
Die Blume von Hawaii
Bewertung: @@@
Volksoper Wien
Dirigent: Joseph R. Olefirowicz
Regie: Helmut Baumann
Bühnenbild: Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme: Ingrid Erb
Choreographie: Kim Duddy
Dramaturgie: Helene Sommer und Christoph Wagner-Trenkwitz

Mit:
Siphiwe McKenzie Edelmann/Miriam Sharoni (Prinzessin Laya), Christian Baumgärtel (Prinz Lilo-Taro), Ronald Kuste (Kanako Hilo), Thomas Sigwald (Kapitän Stone), Josef Luftensteiner (Gouverneur Lloyd Harrison), Marko Kathol/Wolfgang Gratschmaier (John Buffy), Eva Maria Marold/Martina Dorak (Bessie Worthington), Martina Dorak/Johanna Arrouas (Raka), Gaines Hall (Jim-Boy), Yasushi Hirano (Kaluna) u. a.

PREMIERE: 7. FEBRUAR 2010
Weitere Vorstellungen:
9., 12., 15., 18., 21. Februar
3., 13., 21., 24., 29. März
10., 12. April