Das vorliegende Live-Konzert vom Third International Festival of Jazz D'Antibes, Juan-les-Pins aus dem Jahr 1962 markiert einen der unzähligen Festival-Triumphe von Dizzy im musikalischen Verbund mit Lalo Schifrin und Leo Wright, das es nun im Rahmen der Verve Originals Serie wieder zu entdecken gilt.
John Birks Gillespie beeinflusste die Geschichte des Jazz entscheidend. Woody Herman nannte ihn "der nächste Riese nach Satchmo", als einer der die Tradition der evolutionären Revolutionierung weiterführte, Stichwort Bebop. Wer die Gelegenheit hatte ihn live zu hören (z.B. in einer All-Star-Besetzung beim Jazzfest Wiesen oder mit Mariam Makeba beim Jazzfest Wien) sah eine Jazz-Größe livehaftig, die, wie Count Basie einmal feststellte, 75 Prozent des modernen Jazz geschaffen hat. Auf "Dizzy on the French Riviera" hört man ihn gemeinsam mit Lalo Schifrin (piano, arranger), Leo Wright (flute, sax, vocal), Tzigane Elek Bacsik (guitar), Chris White (bass), Ruby Collins (drums) und Pepito Riestria (percussion) seine afrokubanischen und südamerikanischen Einflüsse hervorschälen. Das einleitende "No More Blues" von Antonio Carlos Jobim gibt die Richtung vor, führt danach gemach in den "Long, Long Summer" von Schifrin und bringt fünf weitere Kompositionen von Dizzy ("I Waited For You", "Here It Is", "For The Gypsies"), Jobim ("Desafinado") und Schifrin ("Pau De Arara") zu Gehör. Die Band schwebt gleichermaßen auf der sanften Meereswelle, während Gillespie seinen Drang der dramatischen Highnotes in bester Spiellaune auslebt. Wenn er z.B. in "Long, Long Summer" soliert sieht man dabei förmlich seine aufgeblasenen Backen vor sich. Bei weitem nicht das wichtigste Album von Dizzy, aber ein großartiges, das sich im reichen Dizzy-Oeuvre gut einzufügen weiß. (Manfred Horak)
CD-Tipp:
Dizzy Gillespie – Dizzy on the French Riviera
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Verve/Universal (1962; ReRelease 2009)