Die Seeräuber räubern so gut sie können und die operklosterneuburg opert eben so gut sie kann. Wetterbedingt ist das Spektakel meist ein zweiortiges, im Freien im Stift Klosterneuburg, unter Dach in der Babenbergerhalle. Traditionell scheint es bei dem Opernspektakel nur zwei Wetterzustände zu geben, entweder es regnet, meist irgendwann während der Aufführung, oder es herrscht drückende Hitze.Trotz dieser Wetterkapriolen bietet sich ein Familienausflug mit Gesang nach Klosterneuburg Jahr für Jahr an, so auch heuer.
Im prachtvollen Ambiente des Kaiserhofs im Stift in Klosterneuburg steht die nicht minder prachtvolle Kulisse für "Die Italienerin in Algier" von Gioacchino Rossini. In dem aufwändigen Bühnenbild tummeln sich etliche Haremsdamen in wunderbunten Kostümen von Birgit Hutter, böse Seeräuber die nicht nur räubern so gut sie können sondern auch so grimmig schauen wie sie nur können und natürlich die Namensgebende Italienerin in der Person von Stella Grigorian (Isabella). Ihr zur Seite stehen Hans-Jürg Rickenbacher (Lindoro), Marc-Olivier Oetterli (Mustafa), Judith Halász (Elvira), Matthias Helm(Taddeo), Alice Rath (Zulma), Melih Tepretmez (Haly).
Das bunte Spektakel nimmt in italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln - hier räubern die Seeräuber so gut sie können (!) - seinen Lauf, Isabella wird von den grimmigen Piraten entführt, landet am Hof von Lindoro und die Liebe zähmt die Widerspenstige. Natürlich passiert dies alles nicht ohne die eine oder andere Komplikation, die aber sind notwendig um die durchwegs wohlklingenden Stimmen der Protagonisten erklingen zu lassen. So manche Karriere hat ja schon in Klosterneuburg begonnen und die operklosterneuburg genießt ja nicht umsonst den Ruf einer Talentschmiede.
Andrés Orozco-Estrada, gebürtiger Kolumbianer, Jahrgang 1977, der sich heuer mit Rossinis "Italienerin in Algier" erstmals als neuer Musikchef der operklosterneuburg vorgestellt hat, meisterte seine Sache hervorragend und trieb die Sinfonietta Baden (Orchester und Chor) zu einer mehr als hörenswerten Leistung.
Nicht unbedingt Seitenblicktauglich aber amüsant die Pauseneinlage der älteren Dame die sich mit mitgebrachten Wurstbroten aus Tupperware stärkte.
Zu wünschen ist den Klosterneuburgern nur noch, dass sie auch das Wetter so in den Griff bekommen wie die Inszenierungen. (akro; 2005)