Brian Augers Familienunternehmen gastierte in Joe Zawinuls Birdland und das 66jährige Urgestein der Rock, Jazz und last but not least Popgeschichte zeigte dem enthusiastischen Publikum nicht nur wie man in Würde altert sondern auch, wie man, gleich dem legendären Comic-Helden Lucky Luke, schneller als sein Schatten sein kann. Über eine orgiastische Tour de Force an der Orgel berichtet Alfred Krondraf.
"Oblivion Express" benannte Brian Auger jene Truppe, die er nach der legendären "Trinity" mit der noch legendäreren Grace Slick gründete. Namentlich war es ein Express(zug) in das Vergessen, in realitas entwickelte sich der Express zu einem der erst im Rückblick als solcher erkannten Gründerväter des Jazzrock, lange bevor John McLaughlin oder Chick Corea die Bühne ebendieses betraten. Nach den Welthits "This wheel's on fire" [einem Original von Bob Dylan; Anm.] und "Seasons of the witch", die "irgendwie entstanden sind und von denen wir niemals dachten, dass sie Hits werden würden" wie Brian Auger im Gespräch vor dem Konzert meinte, und die er noch mit "Trinity" einspielte, wollte er etwas Neues auf die Beine stellen, der "Oblivion Express" wurde gestartet.
Das Familienunternehmen
In der heutigen Besetzung gleicht die Band einem Familienunternehmen. Am Schlagzeug ist der Sohn von Brian Auger, Karma, tätig, die Stimme steuert Tochter Savannah bei und nur der Bassist hat keine Familienbande aufzuweisen. Der "Oblivion Express" gab mächtig Gas und spulte das Programm, eine Mischung aus alten Hadern wie "This wheel's on fire" und "Indian rope man" und neueren Kompositionen, gekonnt ab. Trotz seiner nunmehr auch schon 66 Jahre tobt Brian Auger nach wie vor wie ein Hurrikan über seine Orgel und seine Mimik verrät, dass er immer noch mit viel Spaß und Freude an die musikalische Sache rangeht. Er treibt seine Mitspieler unbarmherzig an, spielt fingerbrechende, rasend schnelle Soli und das Leise war sowieso nie das Seine. Die Lautstärke weckt Erinnerungen an motzende Eltern die dazumal die Töne aus dem Kinderzimmer nicht richtig deuten konnten und sich zu bösen Bezeichnungen über den Lärm hinreißen ließen.
Brian Auger brachte den Beweis, dass man auch in Würde altern kann. Auch Töchterchen Savannah legte sich ganzkörpermäßig voll ins Zeug und wenn sie nicht gerade sang, tanzte sie. Stimmlich kommt sie zwar nicht an Julie Driscoll heran, aber sie gab den alten, wohlbekannten Titeln ein neues und naturgemäß jugendlicheres Feeling. Sohn Karma am Schlagzeug hat seine Lektion gut gelernt und legte mit dem sehr guten Bassisten einen dichten Rhythmusteppich unter die Orgelkaskaden seines Altvorderen.Laute Wohlfühlatmosphäre, pendelnd zwischen Altem und Heutigem in Joe Zawinul's Birdland. (Alfred Krondraf)
CD-Tipp:
The Best of Brian Auger with the Trinity, Julie Driscoll, Oblivion Express (Castle Music/Hoanzl)