Unter dem Namen "Grafitti" haben die "ehrwürdigen Herren" bereits im Jahr 1997 eine CD aufgenommen. Im gleichnamigen Song "Grafitti" heißt es z.B. "Sprengt die Uni mit eurer Energie", "Nehmt euch die Freiheit, sonst kommt sie nie", "Wenn ihr mich fragt, ich find' die Sprüche wichtig, bisher lagen sie nämlich meistens richtig und was ist schon gegen 'ne bemalte Mauer gegen 1000 Hektar Werbungsterror - Lach laut - Sprüh leise."

Der Song "Müsli-Sohn" - einem Beatles Cover (Mother Nature's Son) - ist eine herrliche Geschichte über "Ökos", die im Einklang mit der Natur leben, was natürlich positiv ist, aber sich sonst nicht um die Welt "da draußen" kümmern. Die CD besteht aus eigenen Songs und einigen Covern. Holger Prost und Johannes M. Becker sind darauf zu hören. Auf der Folge-CD Grafitti XL, die schon weit professioneller gestaltet ist, hat sich noch Rainer Husel dazugesellt. Holger Probst spielt Gitarre und singt, Johannes M. Becker ist am Kontrabass zu hören und singt, Rainer Husel bedient die Lead Gitarre, spielt Percussion und arrangiert. Während die ersten beiden Uniprofessoren in Marburg sind, ist Rainer Husel Gitarrenlehrer, also quasi auch ein Prof. Songs über Professoren, nervtötende Enstpannungsfreaks und Schnellstudierende sind alle aus eigener Feder und zeugen vom Humor der Freizeitrebellen. Denn was sie da betexten und besingen ist aktuell und so pointiert, dass sich junge Bands daran ein oder zwei Beispiele nehmen könnten und sollten. Jeder Song wäre es wert hier genau besprochen und interpretiert zu werden, aber es ist sicher schöner und feiner, die Lieder selbst zu hören, was die drei aus Marburg sich so alles ausgedacht haben.

Zwei äußerst unterhaltsame, intelligente Alben, die vor allem in so genannten intellektuellen Linkenkreisen eigentlich zum guten Ton gehören sollten. Entdeckt Grafitti, es lohnt sich. (Text: Nadia Baha; Fotos: Nadia Baha, Martin Kreutter)