carolyn-wonderland-miss-undAus Austin, Texas, kommt die Sängerin und Gitarristin Carolyn Wonderland, die mit ihrem zweiten Album "Miss Understood" ein elektrifiziertes Blues-Feuerwerk - und in jedem Fall ein besseres Album als das Cover Glauben machen schenkt - vorlegt.

Verschnaufpause kehrt erstmals beim dritten Lied, dem "Bad Girl Blues", ein, hier kehrt die Blues-Rock-Sängerin Carolyn Wonderland dem Blues den Rücken und zelebriert eine extraordinäre Country-Ballade. Gefühlsintensiv, melodienstark und quasi zum Weinen schön. Ganz anders die ersten beiden Songs, "Misunderstood" und "I Found The Lions", in denen sie einen Anspruch auf die rockigste Blues-Stimme (und vice versa) der Gegenwart stellt. Für Blues-Fans ein durchaus guter Einstieg, auch wenn sicherlich bessere Lieder am Album zu finden sind, so wie z.B. gleich mal Track 4, "Walk On", gemeinsam mit ihrem - mehrfach mit dem Grammy ausgezeichneten - Produzenten Ray Benson geschrieben. Ein brummeliger Blues im Up-Tempo, bei dem zum Glück auch die fetzigen Bläsersätze nicht fehlen dürfen. Und weiter geht's mit der famos gespielten Stromgitarre in der Rick Derringer-Komposition "Still Alive And Well", ein Blues-Rocker von exzellenter Güte, umgesetzt von einer nicht zu bremsenden Sängerin und Gitarristin. Mit "Long Way To Go" wird erneut das Country-Gefühl ausgepackt, bei dem allerdings nicht das Schmalz dominiert, sondern die fein gespielte Fiddle von Jason Roberts. Mit der darauf folgenden Blues-Ballade "I Don't Want To Fall For You" gelingt Wonderland überhaupt so ziemlich der - flapsig formuliert - Überhammer des Albums. Ein wahres Wonderland an Gesang und eine unglaublich zart gespielte Gitarre machen dieses Album somit endgültig zum Gewinn. Steigerung unmöglich? Überraschung! Mit "Trouble In The City" aus dem J.J. Cale-Album "#8" zollt Frau Wunderland dem unumschränkten Meister der Laid-Back-Gitarre Tribut, was einem Caleianer natürlich besonders freut. Als eher guter Durchschnitt erweist sich hingegen "Throw My Love" von Terri Hendrix, dem folgen dafür drei weitere herausragende Eigenkompositionen. In "I Live Alone With Someone" greift die Sängerin nicht nur zum Taschentuch, sondern auch zur E-Gitarre. In "The Farmer Song" wechselt sie das Instrument und spielt die Mandoline - und so hört sich das Lied dann auch an - nämlich nach der Veranda einer texanischen Farm und nach einer herzergreifend singenden Sängerin. Beim letzten Lied des Albums, "Feed Me To The Lions", verzichtet die Sängerin dann überhaupt auf die Gitarre, setzt sich dafür hinters Piano und lässt sich vom Tosca String Quartet begleiten. Eines der besten Blues-Alben der letzten Jahre trotz gänzlich misslungener Cover-Gestaltung. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Carolyn Wonderland – Miss Understood
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Ruf Records/Edel (2008)