Sie sind auf der Suche nach einem geeigneten quasi Soundtrack zum Amtsantritt von Barack Obama? Bitte schön. Mit der Doppel-CD "A Change is gonna come" ist man - mit einer grauslichen Ausnahme - bestens bedient.
Der Amtsantritt von Barack Obama hat auch in Sachen Veröffentlichungspolitik in der Musikbranche seine guten Seiten. Zumindest hat es den Anschein, dass sich viele wieder auf die Qualität der Lieder aus dem "Civil Rights Movement" (bzw. Lieder, die den Spirit der Bewegung in sich tragen) zurückbesinnen. Bei dieser quasi Neuentdeckung der alten Lieder seitens der Musikindustrie mag zwar freilich auch monetäres Kalkül dahinter stecken, es ist aber zugleich ein Statement der Farbenbekennung, das man nicht unterbewerten sollte.
Auf der Kompilation "A Change is gonna come" [das Titellied ist von Sam Cooke; Anm.] finden sich denn auch - mit einer grauslichen Ausnahme - etliche bedeutende Lieder, wie z.B. "Strange Fruit" von Billie Holiday, "What's going on" von Marvin Gaye, bis hin zu "Turn, turn, turn" von Pete Seeger - hier allerdings in der weitaus bekannteren Version von The Byrds (und leider nicht in der ultimativen Version von Bruce Cockburn). So weit, so fein und auch gut.
Somit kommen wir zur grauslichen Ausnahme. Was nämlich die politisch zweifelhafte Band Lynyrd Skynyrd und ihr rechtslastiges "Sweet Home Alabama" auf dieser Doppel-CD zu suchen hat ist ein Rätsel. Politisch korrekt wäre "Southern Man" und/oder "Alabama" von Neil Young gewesen, jedoch nicht die rechte Antwort des besagten Liedes. Zur Erinnerung: In "Southern Man" äußerte sich Neil Young [1970 auf dem Album "After the Goldrush"; Anm.] in ziemlich deutlichen Worten zur Situation der Nicht-Weißen und verwendete dabei Bilder aus der Vergangenheit wie zum Beispiel brennende Kreuze, das Symbol des Ku Klux Klan. Auf dem Album "Harvest" griff er dieses Thema im Lied "Alabama" erneut auf und sang, dass sich an der Situation [gemeint war die Last der Vergangenheit und der Umgang mit den Afro-Amerikanern; Anm.] so lange nichts ändern wird, so lange "das Auto zur Hälfte im Graben steht". Die musikalische Reaktion aus dem rechten Lager ließ nicht lange auf sich warten. 1974 kam "Sweet Home Alabama" von Lynyrd Skynyrd raus, die zudem bei ihren Auftritten mit der Fahne der Südstaaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auftraten. In einer Strophe des Liedes heißt es: "Well I heard mister Young sing about her / Well, I heard ole Neil put her down / Well, I hope Neil Young will remember / A Southern man don't need him around anyhow".
Was also hat ein solches Lied auf dieser CD verloren? Ihre rassistische Herkunft wohl kaum. //
Text: Manfred Horak
CD-Tipp:
Diverse Interpreten – A Change Is Gonna Come
Musik: @ bis @@@@@@
Klang: @@@@1/2
Label/Vertrieb: Universal (2009)