Sein langjähriger Freund und Musikerkollege Thomas Rabitsch
über den Sänger, Schauspieler und Vorleser: "Hansi Lang hat nur eine
Bedingung an seine Kunst gestellt: Sie muss ehrlich sein und aus der Tiefe
seiner Seele kommen." Egal, ob er aus dem Wolfgang Teuschl-Klassiker "Da
Jesus und seine Hawara" vorlas, Texte von H.C. Artmann
vertonte, Lieder aus den Jazz-Archiven der 1930er und 40er Jahre neu interpretierte oder
die Parolen "Keine Angst" und "Ich spiele Leben" ausgab: Hansi Lang gehörte
stets zu jener raren Kategorie Künstler in der österreichischen Szene, die sich
das Prädikat Vollblutmusiker ans Revers heften durften. Liebe, Tod und
Einsamkeit waren seine Themen, und seine Alben "Keine Angst", "Der Taucher"
(beide 1982) und "Ich oder Du" (1984) längst Klassiker der österreichischen
Musikgeschichte. Darauf enthalten sind so exzellente Liedjuwelen wie das
eingangs zitierte "Ich spiele Leben", "Ich will wieder gut sein" (inklusive
einer musikalischen Referenz an "Birdland" von Joe Zawinul), die
österreichische Jugendhymne der 1980er Jahre "Keine Angst", "Realstadt", "Bild
aus Glas", "Monte Video", "Metropolis", "Josefine", "Lauf" und natürlich "Addio Westwelt", seinem vermutlich besten
Lied, dessen intensiver Text im kompromisslosen Rockstrom daherkommt. Im Jahr 2004
kreierte Hansi Lang schließlich gemeinsam mit Thomas Rabitsch und Wolfgang
Schlögl den zu Recht höchst erfolgreichen Slow Club mit intimen Sounds und Gesangsatmosphären von nur allzu bekannten Jazz-Standards. Dieses Album markierte endgültig seine Rückkehr ins allgemeine Bewusstsein und zugleich folgte mit dem Slow Club auch seine Etablierung als seriöser Jazz-Sänger, wuchs über den Szene-Tipp hinaus und avancierte zum Award-Winner - er erhielt 2006 den AMADEUS für Slow Club, das zum Album des Jahres gekürt wurde - und er bekam das Goldene Verdienstzeichen
des Landes Wien überreicht. In der Beilage zum Debüt-Album "Keine Angst" wurde er noch als "Wiens rasanteste Rauhkehle" angekündigt, als Rauhkehle, die mit "erstklassigem Ensemble gegen das Endzeitgefühl und die latente Angst unserer Tage [rockt]." Und das waren beileibe keine leeren Versprechungen. Auf seinem dritten Album "Ich oder Du" sang er im Lied "Wege" von Licht und Schatten, von steinigen Straßen (über die er nur allzu oft stolperte), an das vergangene Heute und über die Brücken nach morgen, und, abschließend: "Geh' dennoch weiter auf deinen Wegen/Du hast ein Ziel, vergiss' das nicht/so vielen Götzen musst Du noch dienen/bis Dein altes Bild zerbricht." Danke für die gute Musik, Hansi.
Viele sind wir
Und niemand zuviel
Fettsäcke treiben ein dreckiges Spiel
Die Puppen werden getanzt
Und tanzen noch dazu
Und ich hab schon vergessen
Wer bist denn du?
Addio Westwelt
Die Lebendigen werden
Zu Tode gehetzt
Und wehe dem Unseligen
Der sich nicht verfängt im Netz
Drum zieh dir nur die Schuhe aus
Und mach's dir recht bequem
Denn auf Kanal Eins
Ist die Menschenhändlerband zu sehen
Addio Westwelt
Nur manchmal wird es lichter
Dann fällt das Plastik von den Gesichtern
Und das Leben macht dann doppelt soviel Spaß
Wenn du noch ein paar Freunde hast
Ich glaub ich pfeif auf die Tugend
Und vernasch' die ganze moralische Jugend
Und es ist mir ganz egal
Ob du mich für ein Schwein hältst
Oder abnormal
Addio Hansi Lang!
Interview-Tipp:
Hansi Lang im Gespräch
mit Manfred Horak über seine mit allen Höhen und Tiefen genährte Karriere. BILD UND TON
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