Sir Bob Geldof, Bandleader von The Boomtown Rats und Komponist großartiger Songs wie "I don't like Mondays", jenes mit der deutlichen Textzeile "and the lesson today is how to die", zog aus seinem Weltschmerz, Tränen und Wut die Konsequenz und rettete mit Live Aid Leben.
Live Aid ist bis dato "the Greatest Show on Earth", als "The day we tried to Feed The World". Am Anfang stand der Song "Do they know it's Christmas?" von Band Aid: "Jede verkaufte Band-Aid-Platte brachte 29 Proteinkekse. Einer dieser Proteinkekse hält ein Kind für einen Tag am Leben." Der Riesenerfolg dieses Songs und der Nachfolger wie z.B. "We are the World" aus USA, "Warum?" aus Österreich und "Nackt im Wind" aus Deutschland brachte zugleich erste logistische Probleme mit sich, denn nur weil sich ein paar Musiker einbilden müssen Leute vor dem Hungerstod zu bewahren, heißt das ja noch lange nicht, dass auch Transportkosten oder dergleichen gratis sind.
Diese Hungersnot ist einer der größten Schandflecke unserer Zeit, und ich denke, es ist eine Anklage an uns und spricht für unsere jämmerliche Moral, dass eine Plastikscheibe von sieben Zoll mit einem Loch in der Mitte heute den Wert eines Menschenlebens hat. (Bob Geldof)
Und so sieht man auf einer der vier DVDs von "Live Aid" diesbezüglich Geldof mit der unseligen Thatcher diskutieren, wie er es schaffte erfolgreich Überzeugungsarbeit zu leisten, dass letztendlich sogar die UN für die Sicherheit der Transporte sorgte und vor allem auch, dass dieses Projekt weiterhin besteht und Gutes sät, denn "Live Aid" setzte von Beginn an auch auf langfristige Hilfe. Kurioserweise wurde Geldof gerade deshalb kritisiert, auch wenn er nicht müde wurde zu betonen, dass es vielleicht langweilig sei, einem Baum zwanzig Jahre lang zu beobachten wie er wächst und einem Kind zuzusehen, wie es zwanzig Jahre braucht erwachsen zu werden, aber zwanzig Jahre muss man einmal werden in einem Land, in dem Kinder oft nicht das sechste Lebensmonat überleben. "Live Aid" brachte aber nicht nur Hoffnung und den Glauben, dass Musik tatsächlich die Welt verändern kann, sondern auch eine beinahe unübersehbare Schar an Musikern auf die Bühne und Publikumsmassen vor die Bühnen in London und Philadelphia. Joan Baez meinte daher bei ihrem "Live Aid"-Auftritt, wenn auch leicht verklärend, dass dies "unser" Woodstock sei. Nun, wie auch immer: Auf "Live Aid" sieht man sie alle wieder - die Trendgestylten von 1985 wie Spandau Ballet, Adam Ant, Nik Kershaw, Ultravox u.dgl., sowie die sich jedwedem Zeitgeist verweigernden und daher auch heute noch Aktiven wie u.a. Elvis Costello, Bob Dylan, Sting, U2, Neil Young. Geschmacklose Synthie-Sounds wechseln sich ab mit kuriosen Kurzperformances und Geniestreichen (letzteres wenn z.B. Elvis Costello sich selbst auf E-Gitarre begleitend "All you need is love" intoniert). Darüber hinaus jede Menge Extras in Form von Dokus, Videos, Making Of von Band Aid uvm. In jeder Hinsicht essenziell, denn mit dem Kauf des 4-DVD Set wird Leben gerettet. (mh)
DVD-Tipp:
Live Aid
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Musik: @ bis @@@@@@
Klang: @@@@
Film & Material/Extras: @@@@@@
Umfang: 4 DVDs; Dauer: Über 10 Stunden
Label/Vertrieb: Warner