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amadeus_2008_1Würde der ECHO auch nur einen Teil der heurigen Amadeus-Peinlichkeiten kredenzen, mit nicht unbeträchtlichem Genuss dürfte ich die Details dieses inferioren Treibens zerpflücken und zur Besserung mahnen. Von Günther Wildner. 


 

 

 

In Ösi-Land ist das ein bisschen schwieriger und "Auf eine Leich' haut man nicht hin" heißt es ja so schön bei uns. Das Land ist klein, und mit jährlicher Regelmäßigkeit trottet das immer gleiche Branchenvolk zum Musikpreis. Jetzt gibt es da schon eine Stretchlimousine, die immer mit mehr oder weniger prominenter Fracht ein paar Meter vorfährt zum roten Teppich, der sich wünscht ein weit entfernter Verwandter der Kollegenschaft in Hollywood oder Cannes zu sein - ja und entfernt ist auch weit weg. In Wien darf man doch anders ankommen als sonst wo auf der Welt, oder? Muss ja nicht gleich U-Bahn oder Fiaker sein, wird dem Kreativpreis Amadeus aber sicher noch einfallen.

Das Scheitern in der Kunst als Weiterentwicklung

Dabei meinen es alle gut und wollen das Beste: Die österreichische IFPI versucht fleißig, wenigstens noch Teile des Marktes zu retten, Organisator Mario Rossori und Team geben sich keine Blöße, und der neue Privatsender Puls4 versucht wacker, eine passable Übertragung zu realisieren mit gutem Bühnenbild und -aufbau, das muss man konzedieren. Der ORF hat sich ja aus dem Amadeus gestohlen, eine kulturelle und kulturpolitische Bankrotterklärung. Jetzt ist der Amadeus keine Musiksendung, aber es kommt immerhin etwas Musik vor, und da sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk schon Kulturauftrag spielen - dieses Stück gibt man beim ORF aber schon lange nicht mehr so gerne.
Also schwer als Rezensent hat man's wahrlich. Hier die Peinlichkeiten (Moderation von Michael Ostrowski mit Gesangsversuchen, Laudatoren wie Mesi Tötschinger & Claudia Hölzl, Dankesreden von Valerie oder Luttenberger*Klug uvm.), da das ehrliche Bemühen, das nun mal nicht immer zu Ergebnishöhenflügen führt - das Scheitern in der Kunst als Weiterentwicklung darf auch der Amadeus ein Jährchen für sich reklamieren.

Knapp vorbei kann da schon deftig daneben sein

Also da sitzt man im Gasometer, die "Show" geht los, und nach kürzester Zeit versucht man den paar deutschen Kolleg/innen, die sich nach Wien verirrt haben, irgendwie ins Gesicht sehen zu können, um darin vielleicht einen Hinweis zu erhaschen, dass sie nie mehr einreisen werden ins Lipizzanerland. Ja, kann man schon spritzig finden die Vergleiche der Musikindustrie mit der Pornoindustrie, das Plumpsklo auf der Bühne, das Reimen von "flotter Dreier" auf "Herbert Grönemeyer". Aber Wuchtelzwang auf zu unterschiedlichem Qualitätsniveau ist noch kein Trash, und eine überambitioniert und über zu weite Strecken auf Schulschikursniveau angesiedelte Moderation macht noch keine „spritzige" Preisverleihung. Knapp vorbei kann da schon deftig daneben sein.

Dafür mit Stil und Klasse: Herbert Grönemeyer, der sich seine Österreich-Liebe offensichtlich nicht trüben lassen will - er kann ja bald wieder fahren, er hat's leicht. Kurt Hauenstein, wohlverdienter Lebenswerkgewinner, sprach mit seiner Musik (Love Machine) - toll und bewegend. Dankesrede gab es keine - eigentlich äußerst schade bei einem Mann, der definitiv etwas zu erzählen hätte. Gut drauf auch Alf Poier: Er weiß wie Nonsens mit Niveau zu verschwistern ist. Die Aftershowparty war gut, diesmal im benachbarten Kino, was die Beengung zwar nicht löste, aber doch sympathischer rüber kam. (Günther Wildner)

Link-Tipps:
Amadeus Award am Tiefpunkt angelangt
Interview mit Kelli Sae und Peter Legat (Count Basic)
www.valeriesajdik.com
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Amadeus: Lebenswerk für Supermax Kurt Hauenstein
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IFPI
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