"So...Everything Is Average Nowadays..."
Ist
heutzutage wirklich alles durchschnittlich? Mag sein, doch diese Band
tanzt eindeutig aus der Reihe des Mainstream. Die Kaiser Chiefs haben
ihren eigenen Stil, ihre eigenen Songs und ihre eigene Geschichte (gefunden). Alles
beginnt in Leeds, einer Industriestadt im Norden Englands, als Nick
Hodgson (Schlagzeug), Simon Rix (Bass) und Nick "Peanut" Baines
(Keyboards) in ihrer Schulband Parva herum experimentierten. Was fehlte, war die Stimme der Band.
"I Can't Do It Without You..."
Einen Absolventen der Kunstakademie und Sänger einer Rolling
Stones Coverband, der auf den Namen Ricky
Wilson hört, will man zunächst nicht rekrutieren. Irgendwie war
dieses Coverding den aufstrebenden Musikschaffenden ein Dorn im Auge.
Als sich jedoch im ortsansässigen Club die Möglichkeit bietet, sich
gegenseitig zu beschnuppern, erhält Ricky doch den Zuschlag. Andrew
White (Gitarre), sein (böse! böse!) Spitzname ist Whitey, stößt wenig
später zur Band. Die
Jungs formten sich durch den Einfluss von The Beatles, Madness, The Kinks und
The Clash. Die Konsequenz: Der Bandname Parva vertrug sich
nicht mehr mit dem Musikstil, nicht zuletzt, weil aus dieser jugendlichen Garagen Rock Band eine ernstzunehmende Indierockband wurde.
"Stand up for the Kaiser Chiefs!"
Als Pate
für den neuen Bandnamen stand einer ihrer Lieblingsfussballspieler von Leeds United,
Lucas Radebe, der zuvor bei dem südafrikanischen Club Kaizer Chiefs
gespielt hatte. Die einzige kleine Änderung das ist das "z", das zu einem "s" wird. Mit dem neuen Namen kommt auch gleich das Glück zur Tür hinein.
"Oh My God, I Can't Believe It"
2004
verhilft ihnen die Single "Oh My God" zu einem neuen Plattenvertrag und
die Aussicht mit Produzent Stephen Street (The Smiths, Blur) ins Studio zu
gehen. So kommt es dann auch, und die Kaiser Chiefs nehmen ihr erstes Album Employment
auf. Mit dem Longplayer lösen sie wahre Begeisterung aus und werden so
zu verschiedenen Festivals, unter anderem in Leeds und Philadelphia,
eingeladen. 2005 folgen vier weitere Chart-Einsteiger: "I Predict A Riot", "Everyday I Love You Less And Less", "Sink That Ship" und "Modern Way". Noch im selben Jahr erhalten sie den Philip Hall Radar Award des britischen Musikmagazins NME.
"You should take my temperature"
In den letzten eineinhalb Jahren geht es ziemlich schnell bergauf für die symphatischen Briten. Anfang 2006 gewinnen sie die Brit Awards als "beste
britische Band", "beste britische Rockgruppe" und "bester britischer
Liveact". Danach nehmen sie mit Steven Street ihr zweites Album Yours Truly, Angry Mob auf.
"Could it be, could it be that you joking with me?"
2007 gelingt ihnen der endgültige Durchbruch in Europa. Mit dem Ohrwurm "Ruby" schaffen sie es bis auf Platz 1 ein in den britischen Charts. Sie
werden noch mehr gehuldigt und so nebenbei Stammgäste
sämtlicher Musikfestivals (u.a. Leedsfestival, Frequency). Nun sind sie auf Tour durch ganz Europa, und selbstverständlich gaben die Chiefs auch in Wien ein bombastisches Konzert. Vorweg
einmal: ursprünglich wollten die Kaiser Chiefs ihr Konzert in der
Stadthalle geben. Doch diese bekam sie nicht voll, daher mussten sie in
die Gasometerhalle umsiedeln. Ein wenig peinlich für die britische
Band, da hat sich wohl jemand ein wenig überschätzt. Doch das störte die treuen Fans nicht, sie folgten der Band auch in die kleinere Halle. Was störend war, war die ewig lange Wartezeit bis das Konzert endlich begann. Man war gezwungen sich zwei Vorbands anzusehen, die stark zu wünschen übrig ließen. Satte zweieinhalb Stunden dauerte es, bis die Chiefs endlich kamen. Dann ging dafür umso mehr die Post ab und alles wurde gut. Und
weil es der 31. Oktober 2007 war und weil lustig sein nicht weh tut kamen
Nick, Ricky, Andrew, Peanut und Simon mit Zauberhut und Skelettmaske
auf die Bühne. "Halloween! – Hallo Wien!", dieses Wortspiel entging
nicht mal Ricky. Und
dann ging es schon los, mit "Everything Is Average Nowadays" eröffneten
die fünf Jungs ihr Konzert. Von Nummer zu Nummer steigerte sich die
Stimmung des gemischten Publikums. Die
Performance von Ricky war unvergleichlich. Dieser Mann hat soviel
Energie wie zehn 7-jährige die zu viel Schokolade gegessen haben.
Da kann es dann schon mal sein, dass er auf die Boxen hinaufklettert,
dann wieder in einer coolen Pose hinunter springt und wieder schnell
zur anderen Seite der Bühne läuft.
Light
and Sound müssen, eine Grundthese der Popmusik, überzeugen.
Bei den
Kaiser Chiefs hielt man sich an Regeln und jeder Song wurde in sein
passendes Lichtlein getaucht. Stimmung pur. Weißt du wieviel Sternlein stehen auf dem weiten Himmelszelt (im Gasometer)? "Love's Not A Competition, But I'm Winning" ertönte und die Sterne leuchteten...wer Lust hatte konnte sie zählen. "I
Predict A Riot" entpuppte sich als Höhepunkt der Show, das Publikum
flippte aus und die rote Laser Show sorgte für den optischen Reiz. Nach einer Stunde war das Konzert vorbei. Verdammt kurz, trotz der heftig gefordeten Zugabe. Alles in Allem: Besser
hätte man Halloween nicht verbringen können. "Süßes oder Saures?" Wer
braucht das schon, wenn man eine der vielversprechensten, britischen Bands
live erleben kann? (Text: Julia Koudelka; Foto: Universal Music)