mit den Schlagworten:
scott_christian_anthem Wächst hier ein neuer Miles Davis heran? Diese Frage muss man sich ganz einfach stellen wenn man die Musik von Christian Scott hört und das Booklet betrachtet.

 

 

 

Er zeigt sich als "Black Man" mit all der Verachtung die Miles Davis der Welt engegenschleuderte und mit all der Verletzlichkeit einer fühlenden Seele. Es wirkt bei Christian Scott aber nicht aufgesetzt sondern natürlich - so natürlich wie sein Spiel klingt. Noch hat er nicht den Sound des genialen Altmeisters und es ist zu wünschen, dass er diesen auch nie bekomme, viel mehr sollte er auf dem Weg bleiben den er bereits eingeschlagen hat. Er begeistert mit einem eminent eindrucksvollen Klang auf der Trompete und dem Kornett, er verknüpft "alte" Klänge mit neuen Inspirationen und zeigt sich offen für alle Einflüsse, absolut alle Einflüsse. Und dies ist in seinem Fall als Kompliment zu verstehen.

Die CD beginnt mit einer klaren und zugleich verschwommenen, verwischten, nebelhaften Komposition aus seiner Feder - "Litany against Fear" hätte sich keinen besseren Titel verdienen können als eben diesen. "Re", der Take Nummer Vier dauert zwar nur zwei Minuten und 14 Sekunden, aber die Schwärze und dieser sehnsuchtsvolle Schrei nach Freiheit auf der Trompete sind unnachahmlich. Christian Scott dringt in die tiefsten Tiefen der Seele vor und hält den Spiegel der Selbstbetrachtung stets in der ausgestreckten Hand. Im Verlauf des Albums nähert er sich auch dem HipHop an, die Nummern werden schneller und schärfer und können weh tun, es ist aber ein Schmerz den man gerne fühlt weil einem selten soviel Wahrhaftigkeit geboten wird. Unterstützt wird Christian Scott von Musikern denen man die Ernsthaftigkeit in jeder Note anhören kann und die die Intentionen ihres Leaders immer mit Leben und vor allem mit Sendungsbewusstsein erfüllen. Ein grandioses Werk des Trompeters. (akro)

CD-Tipp:
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Christian Scott - Anthem
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Concorde/Universal (2007)

Link-Tipps:
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