Maximo Park Frontman Paul Smith ist ein seltsamer Kerl: Er
sieht aus wie einer, der in der Schule geschnitten wurde, kultiviert seinen nordenglischen
Geordie-Akzent und liest auf der Bühne aus Büchern vor. Gerade das und Smiths
Vorliebe für raffinierte Texte heben Maximo Park allerdings von ihren
Contemporaries ab. "We will meet in Russian Literature" singt Smith
im gleichnamigen Song, dem der Titel des Zweitlingswerks, Our Earthly Pleasures,
entnommen ist. Das ist auch der rote Faden, der sich durch das Album zieht -
jeder einzelne Song hat seine eigene Dramatik. Besungen wird der Pariser Himmel
("Parisian Sky"), Denkmäler ("By the Monument"), und in dem großartigen "Books from Boxes"
steht das Auspacken von Büchern symbolisch für das Ende einer Liebe. Genau das
scheint Smith auch hier auf sehr kunstvolle Art und Weise verarbeitet zu haben.
Immer wieder tauchen Metaphern
auf, die aber nie platt oder künstlich klingen, wie z.B. "The North Sea crashes
through your dreams" im Lied "Karaoke Plays", oder "We rarely see warning signs in
the air we breathe" in "Books from Boxes". Nach eigener Aussage der
Band stoßen sie sogar in politische Gefilde vor: Laut Paul Smith ist "Our Velocity" ein kritischer Song über den
Gemütszustand einer Kriegsführenden Nation. Die Anfangszeile "I'm not a
man, I'm a machine" und das Gefühl der Beklemmung, das "Our Velocity"
hinterlässt, macht in diesem Zusammenhang höchst Sinn.
Musikalisch und inhaltlich hat Maximo Park mit "Our Earthly Pleasures" das für mich beste Indie-Rock Album des Jahres vorgelegt. Wie nicht anders zu erwarten sind die Gitarren knackig, die Arrangements dicht und der Gesang präzise. Gegenüber dem Debüt A Certain Trigger wirkt der Sound insgesamt runder, was nicht zuletzt auch auf das Konto von Pixies Produzent Gil Norton geht. Die wahren Stars des Albums sind aber die komplexen und intelligent gestrickten Songs. "The Park" überrascht mit immer neuen musikalischen Einfällen und gerade die melodielastigeren Stücke glänzen besonders. Egal ob sie rocken ("Girls Who Play Guitar") oder Smiths Herzbluten melodisch untermalen ("Nosebleed", "Karaoke Plays"): die Melodien sind Ohrwürmer mit Suchtfaktor, die man nicht mehr los bekommt. Den einzigen Schwachpunkt des Albums, die etwas zu ambitionierte Tempo-Nummer, "The Unshockable", verzeiht man ihnen daher gerne. Art-School Rock vom Feinsten. (Laura Rafetseder)
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