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crichton_michael_next

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Blessing / Random House (2007)
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Gebunden
544 Seiten
ISBN-10: 3-89667-337-8
ISBN-13: 978-3-89667-337-4

Wenn wir die Zukunft schon nicht ändern können, dann dürfen wir wenigstens Angst vor der Zukunft haben. Es geht um unsere Gene, es geht um die Industrie, um Geld, um das Recht auf unseren eigenen Körper und um das was er kann und wozu er fähig ist. Michael Crichton hat genau und gewissenhaft in der Welt der Pharmaindustrie recherchiert und schafft in „Next“ ein durchaus denkbares Zukunftsszenario. Da helfen keine Gesetze, da helfen keine Moral und keine Ethik, hier gilt der Satz „Alles was machbar ist wird gemacht und jeder Fehler der denkbar ist wird einmal begangen werden.“

Angst kann spannend sein

Crichton bleibt bei dem Plot immer nahe an der Realität, alles ist denkbar, alles ist nachvollziehbar und morgen ist das Heute bereits Vergangenheit.

Es ist eine verkommene Welt, die Crichton beschreibt. Wissenschaftler sind keine Moralisten und die Börsen diktieren das Überleben – oder das Sterben. Für eine Handvoll Dollar sind auch in "Next" fast alle Menschen zu grässlichen Dingen bereit. Ein Kopfgeldjäger hechelt hinter einem kleinen Jungen und dessen Mutter her, um deren innere Organe anstechen zu lassen. Wissenschaftler lügen die Börsenkurse sie bezahlender Firmen hoch, indem sie neu entdeckte Gene anpreisen, die allein verantwortlich sein sollen für sexuelle Gier oder Alkoholismus. Hübsche Mädchen verscherbeln ihre in einer gruseligen Prozedur entnommenen Eizellen. Die Girls "nehmen Hormone, bringen ihre Eierstöcke auf Hochtouren, verkaufen die Eizellen und sacken gutes Geld damit ein", erfährt eine besorgte Mutter im Buch. "Und was machen sie mit dem Geld?", fragt sie entgeistert. Die Antwort: "Kaufen sich Brustimplantate."

Was zählt in dieser Welt ist „gutes“ Genmaterial. Der Mensch definiert sich nicht mehr über Kultur, Moral, Intelligenz oder gar Ethik, er hat entweder gutes Genmaterial oder er hat es eben nicht, nur dieses Material bestimmt seinen Marktwert. Genau dieses wertvolle Genmaterial wird Frank Burnett zum Verhängnis. 3 Milliarden Dollar sind seine Zellen wert, drei Milliarden von denen er nichts haben soll, wenn es nach dem Willen der Pharmaindustrie gehen soll. Frank Burnett wurde betrogen, von der Klinik, von der Industrie, vom Leben. Und nun setzt er zu einem Rachefeldzug an. Er will Geld für seinen Körper, er will Geld für das was sein Körper kann, ob er Gerechtigkeit will oder nur Reichtum steht in den Sternen.

Crichton macht aus dieser Story einen Roman, der immer nahe der Realität angesiedelt ist und der schon jetzt das Drehbuch für einen Film in sich trägt. Die genauen Recherchen bremsen bisweilen allerdings den Fluss der Erzählung. Wollen wir es wirklich so genau wissen was alles – auch jetzt schon – möglich ist?

Ein Buch für mehr als eine schlaflose Nacht ist es auf alle Fälle geworden und ein bissl Angst dürfen wir ja alle haben. (akro)