Der Autor Manfred Prisching lehrt Soziologie an der Universität Graz und war eben im Begriff eine Gastprofessur in New Orleans anzutreten als die Jahrhundertkatastrophe über die Stadt der Geburtsstunde des Jazz hereinbrach. Ein Bericht mit soziologischen Hintergründen.
Es geschah 2005. Ein Hurrikan, der von allen kompetenten Stellen immer erwartet worden war und der auch auf den Tag genau vorhergesagt worden war, überraschte trotz aller Warnungen die Stadt im Süden der Vereinigten Staaten. Gebannt, sensationsgeil und bisweilen von Entsetzen gebeutelt lauschte die Welt den Informationen aus dem Katastrophengebiet. Manfred Prisching war mitten im Auge des Hurrikans und liefert einen sehr authentischen Bericht aus dem Zentrum des Desasters. Im ersten Teil des Buches schildert er seine Eindrücke in sehr persönlichen Worten, hautnah und direkt. Sein Kampf und der seiner Familie - er war mit Gattin und Sohn unterwegs - ums Überleben, um das Durchstehen dieser Katastrophe und um die Reaktion der „Einheimischen“. Vor allem die bedingungslose Hilfsbereitschaft und das altruistische Verhalten der wahrlich nicht von Reichtum gesegneten Einwohner von New Orleans stehen hier im Vordergrund. Wer würde in Mitteleuropa schon einem kurzzeitig Zugereisten sein Auto leihen? Er schildert die entsetzlichen sanitären Umstände in den Auffanglagern bzw. den Rettungsinseln für die Opfer des Hurrikans in eindringlichen Worten. Der zweite Teil des Buches widmet sich einer profunden Analyse der amerikanischen Realität. Manfred Prisching erläutert mit seinem beruflichen Wissen die gesellschaftliche Situation in den amerikanischen Südstaaten in denen der Rassismus noch immer nicht ganz überwunden ist und die quasi das Armenhaus der Nation darstellen. In New Orleans dominieren abseits der Touristenattraktionen nach wie vor Armut und Rassismus. Weit entfernt von einer humanen Weltsicht vegetieren die meisten der Einwohner der Disneywelt der swingenden Jazzmetropole am Rande des Existenzminimums und fristen ihr Dasein als Außenseiter der Gesellschaft. Ein packender Bericht der trotz seines universitären Hintergrunds leicht lesbar ist und einen umfassenden Einblick in die amerikanische Gesellschaft gewährt. (akro) Buch-Tipp: New Orleans I'll be there CD-Kritik Willy DeVille - Pistola Cyril Neville & Tribe 13 live in Wien und in Steyr - die Kritik Neville Brothers live in der Muffathalle München - die Kritik Dr. John – Live at Montreux |
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