"Was zahlt ihr mir?" – "Kein Geld besitzen wir." – "Dann fort von hier!" – "O, öffnet uns die Tür!" – "Ei, macht mir kein Ungestüm, da packt euch, geht woanders hin!" (aus dem Krippenlied: "Wer klopfet an?")
In den letzten Jahren tauchten erste zarte Proteste wider den Weihnachtsmann auf. Gefordert wird sozusagen die Rückkehr zur Besinnung, dem Christkind Glauben zu schenken. Dabei scheint eh alles paletti zu sein. Niemand gibt zu, Weihnachten zu mögen, aber alle zelebrieren es in der einen (Andacht) oder anderen (Umtrunk) Form und Weise, nützen die Gelegenheit der langen Einkaufstage und lassen sich dabei von der weihnachtlichen Kaufhausmusik zududeln. Weihnachten, so wie wir es uns heutzutage antun, erinnert mich oft an einen Spruch (der vom Ursprungsgedanken allerdings nichts mit Weihnachten zu tun hat) von Wilhelm Busch: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert." Dieser Spruch ist freilich auch auf die (nicht nur hiesigen) Politiker anzuwenden (sie wissen schon warum), auch weil die Eine den "bösen" Nikolaus abschaffen will und sich so damit automatisch selbst disqualifiziert (die Fotos zeigen sie denn auch prompt ein wenig schwammig zudem aber dennoch ins rechte Licht gerückt), ein Anderer verteidigt diesen wiederum prompt als westliche Reliquie gegen die "bösen" Türken, wobei dieser fahle Politiker aufgrund mangelnder Bildung eigentlich nochmals die Grundschule besuchen sollte oder zumindest ein bisschen (Heiligen)Geschichte lernen sollte. Daher an dieser Stelle nochmals zur Erinnerung die kurze Geschichte zum großen Fest:
Hat jemand das Christkind gesehen?
Wie kam es eigentlich dazu, dass wir im vorweihnachtlichen Konsumrausch leben? Und: Wer erfand den Weihnachtsmann? Bis ca. 1535 war einzig und allein Nikolaus der Gabenbringer. In einer Legende von vielen heißt es z.B., dass er einer verarmten Familie durch gezielte Geldgeschenke, die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf, helfen konnte zu verhindern, dass der Vater seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste. So setzte sich also mit der Zeit die Bescherung am 6. 12. durch. Zu Weihnachten gab es hingegen keine Geschenke mehr, bis, ja, bis an die Stelle des Heiligen Nikolauses der „Heilige Christ“ trat. Seit dem 16. Jahrhundert wanderte somit die Bescherung immer mehr zum Weihnachtsfest ab. Tja, und dann kam das Christkind (siehe Foto; wie immer ist es in Eile). Die Kunstfigur Christkindl hat ein gewisser Martin Luther erfunden. Durch sein Vorhaben den Heiligen Nikolaus abschaffen zu wollen, wurde das Christkindl zum Gabenbringer für die Kinder. Im 18. Jahrhundert tauchte jedoch plötzlich der Begriff „Weihnachtsmann“ auf. Eine frühe Abbildung zeigt ihn 1809 noch mit "tiefem Hut mit breiter Krempe, eine riesige flämische Kniehose und lange Pfeife". Dass der Weihnachtsmann so ausschaut wie er heute ausschaut, dafür ist wiederum der Zeichner Haddon Sundblom verantwortlich, der 1931 vom Weltimperium Coca Cola beauftragt wurde, einen "sympathischen Weihnachtsmann zum Anfassen" zu kreieren. Seine Vorlage: das Gesicht eines pensionierten Coca-Cola Fahrverkäufers. Später nahm der Zeichner sein eigenes Gesicht als Vorlage und mixte ein Antlitz, das sich schnell um den ganzen Globus verbreitete: Der großväterliche Weihnachtsmann mit Pausbacken, stattlichem Rauschebart und einem roten Mantel mit weißem Pelzbesatz. Dass Weihnachten, dieser Mix aus Christen- und Kapitalistentum, heidnischen Ursprungs ist und auf die 12 "Rauhnächte" Bezug nimmt, die mit der Nacht vom 24. auf den 25. 12. beginnen und in denen einst die germanischen Druiden Weihehandlungen vornahmen, um die Menschen vor Dämonen, zu schützen, erwähne ich erst gar nicht, denn das führte ja doch zu weit. //
Text und Foto vom Christkind: Manfred Horak
Foto von G. Burgstaller: SPÖ Wien
* Die Idee zur Überschrift lieferte orf.at mit der Schlagzeile "11. Jänner für SPÖ "fix": Koalition oder Minderheitsregierung", basierend auf ein Zitat von G. Burgstaller. [Anm. d. Verf.].