Verena Mermer (die Frau am Foto) hat die Lebenserinnerungen aus den Jahren 1931 bis 2001 von Louise Werner (Pseudonym) aufgeschrieben. Ein Buch, das Geschichte zu Geschichten macht. Zum sich Wach-Lesen!
Louise Werner hatte immer schon einen klaren Blick auf die Welt. Ob es ihrer eigenen Geschichte geschuldet ist? Austrofaschismus, Machtergreifung der Nazis, ihr Vater wird im KZ ermordet. Als der Zweite Weltkrieg endet, ist sie noch jung. Was sich auf ihrem weiteren Lebensweg als überzeugte Sozialistin durchzieht (roter Faden!), ist das Durchschauen, wie es läuft. Wie die Braunen einfach rot oder schwarz angestrichen werden - und auch in blau. Dass die Nazis nicht einfach verschwunden sind, und dass auch lange nach Kriegsende immer noch rechte Männerbünde, Seilschaften jeder Art bis ins Privatleben hineinspielen können.
Interessant ist auch, dass sich am Ende des Buches ein Glossar mit Ausdrücken aus dem Wienerischen oder veralteten Wörtern befindet. Außerdem werden die vielen Institutionen erklärt, sowie genannte Personen aufgelistet. Diese zusätzlichen Informationen machen die Erinnerungsaufzeichnungen auch pädagogisch wertvoll, weshalb sich die Erinnerungen von Louise Werner auch wunderbar für den Unterricht eignen würde.
Das Buch von Herausgeberin Verena Mermer, die 2015 mit ihrem Roman Die Stimme über den Dächern (Residenz Verlag) begeistern konnte, macht aber vor allem Mut. Mut, immer wieder aufzustehen, sich gegen Ungerechtigkeit in jeder Form zu wehren und nicht klein beizugeben. //
Text: © Nadia Baha
Foto: © Aleksandra Pawloff
Buch-Tipp:
Louise Werner: ... aber mir hat der Marxismus besser gefallen!
Hg: Verena Mermer
Erinnerungen 1931 bis 2001
200 Seiten
Verlag: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft (2018)
ISBN 978-3-901602-76-4