Mo Hayders Japan-/Chinaroman hat sich in den Bestsellerlisten festgefressen und behauptet sich dort seit dem Erscheinen mit Erfolg, nicht ganz zu Unrecht…aber auch nicht ganz gerechtfertigt.
Die Story spielt in Tokio, die Protagonisten sind Japaner, ein Chinese, die englische Studentin Grey und der undurchsichtige Amerikaner Jason. Grey trägt ein Geheimnis mit sich herum und möchte ein anderes Geheimnis lösen. Von unbändiger Forschergier getrieben möchte sie wissen, was damals tatsächlich im japanisch-chinesischen Krieg in Nanking 1937 passiert ist. In jungen Jahren hatte sie in einem Buch etwas darüber gelesen, über unmenschliche Grausamkeiten die Japanische Soldaten an Chinesischen Zivilisten verübt hatten, das Buch allerdings verschwand plötzlich und Niemand wollte je darüber mit ihr sprechen. Die Suche nach dem Wahrheitsgehalt des Buches entwickelte sich zur Obsession für das junge Mädchen und wurde Teil ihres eigenen grausamen Geheimnisses. In Tokio trifft sie den alten Chinesischen Wissenschaftler Chongming, er soll einen Film haben der die Geschichten aus dem Buch bestätigt. Aber auch Chongming hat viel zu verbergen. Er setzt Grey auf Junzo Fuyuki an, einen alten, kranken, japanischen Gangsterboss und will Grey dazu bringen, das Geheimnis des alten Mannes zu lösen. Im Gegenzug verspricht er Grey, ihr die gewünschte Auskunft über den ominösen Film zu geben.
Der Roman läuft auf zwei Ebenen ab, parallel zu den Nachforschungen in Tokio eröffnet sich auch ein Blick auf die Geschehnisse in Nanking im Jahr 1937.
Mo Hayder schreibt spannend, von der ersten bis zur letzten Zeile, sie hütet die Geheimnisse ihrer Protagonisten und spielt mit dem Entsetzen der Leser indem sie weder auf Sex noch auf drastische Schilderungen diverser Grausamkeiten verzichtet.
Die Story ist spannend, die handelnden Personen sind, obwohl fiktiver Natur, glaubhaft, ihre Irrungen und Wirrungen sind nachvollziehbar und die Schilderung von "Tokio" ist atmosphärisch und dicht.
Trotzdem bleibt der Roman ein Sommerroman, schnell gelesen und auch schnell wieder vergessen. Sätze wie: "Ich hatte einen flüchtigen Moment Gelegenheit, ihn im Sonnenlicht zu betrachten. Er hatte glatte, faltenlose Haut, die verriet, dass er viel Zeit im Freien verbrachte.", prägen sich eben nicht wirklich ein und hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck. (akro)
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Goldmann, 2005
416 S., gebunden
ISBN 3-442-31018-0