christoph-marzi-grimm1Grimms Märchen in einem anderen Gewand, spannend bis zum Schluss, mit alten Bekannten, die man aus dem Märchenbüchern glaubt gekannt zu haben, mit viel Nebel, der gut in den Spätherbst passt und einem überraschendem Ende. 

Vesper Gold ist ein einsames Mädchen. Nachdem ihre Eltern sich scheiden haben lassen, hat ihre berühmte Mutter sie in eine eigene Wohnung ausgelagert. Dort wohnt sie die meiste Zeit und besucht die Mutter nur um kurze Mahlzeiten mit ihr einzunehmen oder sich Geld zu holen. In der Schule ist sie eine Außenseiterin. Nach dem Umzug von Berlin nach Hamburg hat sie in der neuen Schule keine neuen Freunde gefunden. Auch mit den Lehrern eckt sie an. Und seit dem rätselhaften Tod ihrer Schwester scheint die Familie überhaupt auseinander gebrochen zu sein. Als auch ihr Vater unter mysteriösen Umständen stirbt, nehmen die Geschehnisse ihren Lauf.

Mädchen, weicht vom Wege nicht...

Vesper liebt Geschichten und schreibt auch selbst Gedichte. Ihr Vater war Filmemacher und seit  dem Umzug hat sie ihn kaum gesehen. Oft hat er den beiden Mädchen Märchen vorgelesen und dabei eine Warnung ausgesprochen: "Mädchen, weicht vom Wege nicht..." Diese Warnung ruft sich Vesper immer wieder in Erinnerung. Zu ihrem 17. Geburtstag beginnen seltsame Dinge zu geschehen. Nach dem Tod ihres Vaters tauchen plötzlich Wölfe aus dem Nebel auf und Kinder fallen in seltsamen Schlaf. Vesper hat nicht zu Unrecht das Gefühl, diese Rätsel hätten mit ihr zu tun. Als sie beginnt nachzuforschen, tauchen die Wölfe und eine geheimnisvolle und unheimliche Gestalt - die weder Tier noch Mensch ist - schließlich vor ihrer Wohnung auf. Vesper flüchtet und trifft so auf einen Burschen namens Leander, der offensichtlich ein ähnliches Schicksal zu bekunden hat. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Ursache der bedrohlichen Vorkommnisse und werden dabei durch unzählige überraschende Wendungen und Aufgaben geführt. So gelangen sie zu einem goldenen Schlüssel, der sie zu den Mythen führt. Wesen, die die Brüder Grimm erschaffen haben, die zum Teil alles andere als den Menschen wohlgesinnt sind. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch ein Geheimbund, in den ihre Großväter gemeinsam verwickelt waren und welcher die Mythen verfolgt. Ein Roman mit einer packenden Geschichte über die Wesen und Figuren, die von den Gebrüdern Grimm erschaffen oder zumindest in Märchenbänden versammelt wurden. Christoph Marzi versteht es wunderbar eine mystische und unheimliche Welt zu schaffen, die in sich stimmig Unerklärliches erklärt. Allerdings muss man sich dabei auch immer wieder über Längen im Text und langen Wiederholungen in den Dialogen lesen. Trotz allem bleibt das Buch spannend bis zum Ende, was sicher auch an den Überraschungen, die in der Geschichte eingebaut sind liegt. Passend also für den Spätherbst eine Geschichte mit viel Nebel, unheimlichen Gestalten und einem spannenden Ausgang, der hier nicht verraten werden soll. (Text: Susanne Janowsky-Winkler)

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Buch-Tipp:
Christoph Marzi: Grimm
Bewertung: @@@@
Verlag: Heyne TB (VÖ: 10.12.2012)

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