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deaver_kleinEine gelungene Mischung aus Spannungselementen und unterschwelligem Humor ist die Basis von "Manhattan Beat", dem in New York City spielenden Krimi vom amerikanischen Autor Jeffery Deaver, der es zudem versteht mit einer reichlich skurrilen Geschichte aufzuwarten.

Die Protagonisten des Romans sind im wesentlichen Träumer und/oder Blender und mit Rune zeichnet der Autor eine 20-jährige Frau, die lieber Gelegenheitsjobs annimmt als Karriere zu machen, Märchen sammelt und sich zunehmend auch in Märchenphantasien reinfallen lässt. Rune arbeitet in einer Videothek. Ein Kunde und - wenn auch 70-jährig - Freund von ihr, der sich in der Videothek immer den gleichen Film ausborgte wird ermordet und Rune stellt Nachforschungen an, schon alleine deshalb, weil sie glaubt, dass der Ermordete eine Million Dollar versteckte und die Hinweise darauf in eben jenem Film, der auch als Buchtitel dient, zu finden sind. Der Roman beginnt also, wie viele Krimis auch, mit einem - allerdings an eine andere Person begangenen - Mord. Jeffery Deaver greift dabei auf ein eher seltenes Stilmittel zurück, indem er die Leser von Beginn an wissen lässt wer die Mörder sind - zumindest namentlich, denn verraten wird freilich deshalb noch lange nicht alles, schon gar nicht die Physiognomie, was für reichlich Spekulationen während des Lesens sorgt und letztendlich eine Textzeile von einem Bob Dylan-Song aus 1985 sich bewahrheitet: If you need somebody to trust, trust yourself. Auffallend auch die Art des Humors mit dem der Autor weitere Qualitäten zeigt, und das nicht zu knapp! So wird aus Unwissenheit, die man nicht zugeben möchte Rimbaud mit Rambo verwechselt. "Moment. Sie hatte den Film gesehen und gehasst. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Rambo auch ein Buch war [...] "Erinnerst du dich an sein Gedicht über Paris?" Gedicht? "Nicht so genau."" Die Rimbaud/Rambo-bezogene Schlusspointe fällt dann erst etliche Seiten weiter, denn bei ihren Nachforschungen stößt Rune u.a. auch auf einen Beschäftigten einer Filmfirma, dem gegenüber sie sich als Studentin ausgibt: "...Ich paraphrasiere jetzt Yeats. Kennen Sie sich aus mit Dichtung? Werden die Dichter noch gelehrt?" "Na klar, alle. Yeats, Erica Jong, Stallone." "Stallone?" "Sicher, sie wissen doch, Rambo." "Die bringen euch ja komische Sachen bei in der Schule. Aber Bildung, wer blickt da noch durch?".." Nicht ganz so toll gestaltet sich das Ende des 319 Seiten starken Thrillers, da zeigt die Spannungs- und Humorkurve nämlich doch flach nach unten ob der vielen stark konstruierten Happy Endings. Bis dahin jedoch ist das Spannungs- und Unterhaltungspotenzial der Geschichte ein enorm großes. Geschickte Manövrierungen, Windungen und Wendungen sorgen für bestes Lesevergnügen. (Manfred Horak)

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Rotbuch/Aufbau Verlag, 2004
319 S., Taschenbuch
ISBN 9 783746 621012