Eliza Naumann, die Heldin des Buches, ist ein neunjähriges, allgemein wenig begabtes Mädchen, das in der Schule zur Überraschung aller einen Buchstabierwettbewerb gewinnt und in Folge auch die Landeswettbewerbe.
Die Folge: Vater Trainer, Mutter Innere Emigration, Bruder Eifersucht. Autorin Myla Goldberg spinnt aus diesen Ingredienzien einen feinen, psychologischen Familienroman, bei dem man aus dem Staunen und Kopf schütteln oft gar nicht mehr wegkommt. Mit präziser Sprache verschiebt die amerikanische Autorin die Kompetenzen innerhalb der Familie Naumann, untersucht Ursachen und Wirkungen, lässt Gefühle walten und Ver(w)irrungen aufkommen. Die ganz normale Familie wird zum Ausbund an Fluchtexistenzen, ein zweites Leben annehmend. Kapitel um Kapitel erweitert sich die Mollstimmung, erhebt sich das Verrückte, gehen die Familienmitglieder erwähnte eigene Wege, so z.B. wenn Aaron, der Bruder von Eliza, sich auf die Suche nach einer neuen Religion begibt. Wie die Autorin diesen Vorgang schildert, das erstmalige Ankommen vor einer Römisch-Katholischen Kirche, seinen Anflug von Panikattacken, bis hin zur Erkenntnis am Schluss des Gottesdienstes, ist sensationell. Ein wuchtiger, wichtiger Roman. (Manfred Horak)
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Kindler, 2004
382 S., gebunden
ISBN 3 463 40467 2