Die Ausgangslage war trist, ja, bleiern, im Deutschland der 1950er Jahre (und natürlich auch in Österreich). Im Jahr 1951 kamen die ersten Micky Maus "Schundhefte" (wie es oft abfällig hieß) in deutscher Übersetzung und somit die ersten Farbtupfer (der Rock'n'Roll kam ein paar Jahre später). Dr. Erika Fuchs füllte dabei die Sprechblasen, übersetzte also die Originalgeschichten von Carl Barks und brachte damit Farbe in die grauen Nachkriegskinderzimmer. "Sass! Zack! Schnorch! Schnarch! Gazong! Reines Hochdeutsch ist das nicht", schrieb sie einmal, als Tick, Trick und Track dem Onkel Donald beim geräuschmalerischen Schlafen beobachteten; Details wie diese hob der Autor Ernst Hofer mitunter in eigenen Kapiteln hervor und widmet sich somit weniger der Biografie von Erika Fuchs, denn ihrem Werk. In "Nur keine Sentimentalitäten!" erfahren wir daher jede Menge neue Erkenntnisse - z.B. wie Fuchs aus der Alltagssprache Neues formte, wie und welche Namen und Liedtexte sie wann einsetzte und allgemein wie dieses Nachkriegsdeutschland quasi zu Entenhausen wurde, verzwirbelt und verwoben. Horsts feine Sprachziselierungen und detektivische Recherche in der Primärliteratur bereiten ein wahres Vergnügen, schälen dabei so manche Kindheitserinnerungen hervor, und vor allem machen die 384 Seiten einem schlauer als man zuvor war, was ja durchaus nützlich sein kann, denn (wie die promovierte Kunsthistorikerin Dr. Erika Fuchs einmal schrieb): "Wissen Sie, meine Braut schwärmt für Intellektuelle ... für Eierköpfe, wie man so sagt. [...] Plötzlich versteh' ich auch den Lehrsatz von der kurzfristigen Bilanzschwebe und der kreditabwürgenden Unsicherheitstheorie." (Manfred Horak)