Was nach Sommerlektüre aussieht, passt auch für den Rest des Jahres. Autor Matthias Keidtel gelingt mit dem Holm-Roman "Geht doch!" eine irrwitzige Komödie, die bestens zu unterhalten versteht.
Im Mittelpunkt steht der 40-jährige Holm, der noch immer in seinem alten Kinderzimmer bei seinen Eltern wohnt und das Leben sehr gemächlich angeht, gerne Schallplatten hört und noch lieber zu Kaufhausjubiläen geht. Einmal geht er sogar zu einem Konzert von Reinhard Mey, das ihm Tränen in die Augen treibt. Dort lernt er die alleinerziehende Mutter Sylvia Röschmann kennen, die sein Leben nach und nach vollkommen umkrempelt und er schließlich anfängt erwachsen zu werden. "Zwei Erwachsene, ein Kind, sagte Holm so selbstverständlich, als wären sie seit Jahren eine glückliche Familie. Nervös starrte er zur Kassiererin. Ob sie merkte, dass Holm nicht berechtigt war, hier als Familienvater aufzutreten? Ein kurzer Blick auf das Kind hätte ihr sofort klargemacht, dass Holm gar nicht der Familienvater sein konnte. Aber entweder drückte die Kassiererin ein Auge zu oder sie hatte so schnell die wahren Verhältnisse nicht erkennen können, jedenfalls überreichte sie Holm ohne weiteres die gewünschten Karten." Sein Erwachsenwerden beinhaltet auch die Annahme eines richtigen Jobs in der Betreuung alter Menschen. Er, der kaum Gespräche sucht, hat die Aufgabe Menschen zu unterhalten. Lustig zu sein fällt ihm dabei genauso schwer wie allgemein zu kommunizieren. Natürlich ist genau diese scheinbare Unfähigkeit lustig zu lesen (auch wenn es manchmal Ärgernis oder Unverständnis beim Leser hervorruft), seine quasi Schrulligkeit wird allerdings von seinen Mitmenschen mitunter anders aufgefasst, sie sehen Holm sogar als witzigen und kompetenten Menschen, der mit einer Offenheit an andere herangeht, die viele bewunderungswürdig finden. So also hantelt sich dieser Holm durch die kurzweilige Geschichte und der Autor Matthias Keidtel findet immer wieder neue Wege, dass der Roman auch kurzweilig bleibt. Ein Roman, in der mehr Originalität steckt als das Buchcover vermuten lässt. (Manfred Horak)
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