Mit "Das Herz der Nacht" ergänzt Ulrike Schweikert "Der Duft des Blutes" und "Das Feuer der Rache" um die Vorgeschichte ihres romantischen Helden Peter von Borgo. In dieser Vampirschmonzette läuft er als Graf András Petru Báthory durch das morbide Wien des 19. Jahrhunderts, vorbei am Narrenturm über den Friedhof der Namenlosen in die Arme der Fürstin Therese Kinsky. Gleichzeitig hinterläßt ein Unbekannter eine blutleere, aufgerissene Frauenleiche nach der anderen.
"Dies war ein Kuss, der den Namen verdiente. Ein Versprechen, ein Fluch, der Beginn von Leidenschaft." Die reife Schönheit Mitte vierzig mit einem gut erhaltenen Körper (die Fürstin) trifft nach Sonnenuntergang auf den geheimnisvollen, gutaussehenden und starken Helden (den Vampir). Von ihrem gewalttätigen Gatten, der nur noch in fremden Revieren wildert, zunehmend angewidert, verfällt Therese rasch dem Grafen András. Man bewegt sich in kulturellen Kreisen und schon purzeln dem Leser Grillparzer, Nestroy, Raimund, Strauss, Lanner, etc. als Randgestalten entgegen. Das verleiht dem Ganzen wenigstens das Flair eines gut recherchierten historischen Romans. Hofzeremoniell, Bälle und Kutschen dürfen ebensowenig fehlen wie die Wäschermädeln. Alles da, nur Mitzi gibt es keine. Dafür die junge, ledige Mutter Katharina Wallberg, die dem Grafen nächtliche Klavierstunden erteilt. Sie hat sich aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen mit Männern in ihr unterdrücktes Dasein gefügt. Wie András sie in nur einem Gespräch zur Akzeptanz ihrer blinden Tochter Sophie und einer selbstbewußten Verwertung ihres Musikgenies bringt, darf wohl als therapeutisches Wunder betrachtet werden. Auch sonst bemüht die Autorin weniger psychologische Überlegungen denn klischeehafte Handlungsabläufe. So wirft sich die Fürstin Therese, die bislang schon allein aus Angst vor dem Tratsch jegliches außereheliche Abenteuer unterlassen hat, dem Vampir in die Arme. Für eine Nacht im "Zauberland", von der sie dann eine Ewigkeit zehren möchte. Wie reizend. Und dann ist sie tot. "Aber wenn jemand sich erdreistete, sich in sein Leben einzumischen und ihm Schwierigkeiten zu bereiten, dann sollte er erfahren, zu was ein Vampir fähig war!" Die Zahl der Leichen steigt. Der Komissär Hofburg und sein Gehilfe Schobermeier geben als Ermittler die halbherzig eingeführten Pausenclowns. Der mysteriöse Gegenspieler legt immer dreistere Spuren bis András nicht mehr übersehen kann, dass dies alles nur auf seine Vernichtung hinauslaufen soll. Bis zum großen Finale in Hamburg müssen dann noch ein paar Leute sterben. Eine muss natürlich überleben um sich am Ende mit ihrem Helden im Kreis zu drehen. Was die übermäßige Lektüre solcher Geschichten mit dem Gemüt eines jungen Mädchens anrichten kann, hat Jane Austen bereits 1798/1799 in "Die Abtei von Northanger" auf höchst amüsante Weise geschildert. Ulrike Schweikert schickt mit dieser romantischen Vampirgeschichte einige doch sehr fragwürdige Botschaften an die Frauen des 21. Jahrhunderts. Egal wie schlecht euch die Männer behandeln, wenn ihr nur gut genug ausseht, wird eines Tages ein Held kommen und euch glücklich machen. Dass er sich vom Blut anderer Menschen ernährt verkommt zur Nebensache, wenn er nur stattlich und geistreich ist. Bei derlei simplem Inhalt verwundert, was den Verlag bewogen hat, das Buch in den Stand eines Hardcovers zu erheben. (Text: Christine Koblitz; Foto: © Robert Brembeck)
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