Wenn das absolut perfekte Verbrechen gelingt, dann hätten Sie es geschafft. Doch was dann? Wohin mit sich und dem vielen Geld? So weit reichen die Gedanken der nordfranzösischen Hafenstadtgauner nicht. Autor Tanguy Viel konzentriert sich in dieser Etüde mit rauem Charme auf das Wesentliche: Plan, Ausführung und Abrechnung.
...ein einziges Wort kreiste in unseren Schädeln: Casino Sie mochten ja Bosse sein, aber das Casino ist eine Nummer zu groß für ihre kleine Familie. Der Onkel steht schon mit einem Bein im Grab. Sein Lieblingsneffe Marin hat sich im Knast was Großes ausgedacht. Dessen Frau Jeanne ist die einzige, die ihn dort zwei Mal pro Woche besucht hat. Bleiben noch Andrei und der Ich-Erzähler. Es braucht zusätzliche Verstärkung. Einer ist neu, einer hält nicht dicht: Lucho. ...der Schlag fuhr ihm wie ein Sturm durch den Schädel, ... In der letzten Nacht des Jahres wollen sie den Tresor plündern. Ein letzter Uhrenvergleich, dann treten sie an zum großen Coup. Verkleidet als Neureiche in Lackschuhen, schwarzem Anzug und weißer Abendrobe, spielen die Möchtegern-Oceans ihr Spiel. Für den Direktor ist das nicht schwer zu durchschauen. Eine unvorsichtige Bemerkung später ist er tot. Die Beute entschwebt vom Dach mit einem Heißluftballon Richtung Meer, die Räuber durch den Hauptausgang. Bei Hunden multipliziert man mit sieben. Und die Knastjahre, wie viel zählen die? Fast wäre es gelungen, aber eben nur fast. Die Abrechnung fehlt noch. Auch wenn sie schmerzhaft ausfällt. So sprechen die ehemaligen Kumpels ein letztes Mal die Sprache der Fäuste. Tanguy Viel, geboren 1973, gehört zur oberen Liga der Autoren, nicht nur in Frankreich. In der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel wird dieser Film Noir im handlichen Buchformat und eleganten Layout auch für den deutschsprachigen Leser zum packenden Vergnügen. (Christine Koblitz) Buch-Tipp: |
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