Schauspieler Michael Quast liest Kurzgeschichten von Erich Kästner. Verantwortungsbewusste Musterknaben, Pädagogenprobleme, Weisheit der Bücher und entlarvte Osterhasen stehen im Zentrum des Hörbuchs.
Wer noch an den Osterhasen glaubt, der hebe die Hand! Generell muss gleich mal erwähnt werden, dass man sich weder vom Titel des Hörbuchs noch von der Cover-Gestaltung verleiten lassen darf zu glauben es sei für Kinder die noch an den Osterhasen glauben eine ideale Vorlesung. Nein, geraubte Illusionen sind nämlich Thema der Titelgeschichte. Einer Geschichte, wie sie typisch für Erich Kästner war, da sie aus der Sicht des Erwachsenen geschildert wird, und mit dem ewigen Satz "Ich muss ein geradezu reizendes Kind gewesen sein" beginnt. "Die Entlarvung des Osterhasen" handelt von der letzten Schulstunde vor den Osterferien im ersten Schuljahr. Lehrer Bremser startete den Versuch einer improvisierten Schulstunde, was so weit ging, dass er die Schüler fragte was er denn erzählen solle. "Etwas vom Osterhasen!" wurde gefordert, woraufhin Herr Bremser experimentelle Kinderpsychologie anwandte und die Frage "Ja, glaubt ihr denn noch an den Osterhasen?" stellte, um nachzubohren: "Wer noch an den Osterhasen glaubt, der hebe die Hand!" Kurzum, es war, wie es Kästner in seiner unübertrefflichen Art zu formulieren wusste, einer jener Tage, an dem eine neue Sonne auf- und eine alte Welt unterging, und daraus folgendes Resümee zog: "Heute hat sich wohl auch das geändert. Heute sagen die Kinder, während sie zur Welt kommen, zu ihren Eltern: 'Also, das ihr es wisst! Die Geschichte mit dem Storch, die könnt ihr euch schenken! Apropos, was haltet ihr vom Darwinismus?'" Kästners Humor: Passend nicht nur zur Osterzeit Der Komödiant und Solo-Kabarettist Michael Quast liest also diese und andere bissig-satirischen Kurzgeschichten von Erich Kästner wie z.B. "Der Sturz durch den Globus" aber auch aus Kästners Buch "Interview mit dem Weihnachtsmann" wie z.B. "Weisheit der Bücher". Mit Fortdauer des Hörbuchs alles andere als kurzweilig ist der leicht übertriebene Perfektionismus von Quast. Das Vorgelesene erhält so den Beigeschmack des Sterilen, und auch wenn das Hörbuch nur 74 Minuten dauert, sind daher Längen unüberhörbar. Leider viel zu selten erzählt Quast mit verstellter Stimme, dabei käme gerade diese Erzähltechnik bei Kästners Geschichten besonders gut zur Geltung ob der vielen Dialoge. Dadurch neigt man beim Zuhören leicht zum sich berieseln lassen, was zur Folge hat, dass man einiges der Kästner’schen Ironie verpasst, und das ist doch nur allzu schade, denn Kästners Humor besitzt – Osterhase hin, Weihnachtsmann her - freilich eine Ganzjahresgültigkeit. (Manfred Horak) Hörbuch-Tipp: |
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