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cbj Random House Bertelsmann (2007)
Ab 12 Jahren
Gebundenes Buch, 576 Seiten
ISBN: 978-3-570-13246-3
Das Universalgenie Leonardo da Vinci betritt einmal mehr die literarische Bühne, diesmal im Jugendbuch Das Medici Siegel der schottischen Autorin Theresa Breslin. In ausladenden 576 Seiten führt Leonardo da Vinci seinen (historisch gesicherten) Schüler Matteo Bandello durch die italienische Renaissance, stets unzähligen Gefahren, Komplotten und sonstigen lebensgefährlichen Intrigen vor Augen. Aber nicht Leonardo da Vinci ist der eigentliche Held und Hauptfigur des historischen Romans, sondern sein Schüler Matteo. Die Autorin greift in jene kurze Lebensperiode von da Vinci ein, nämlich im Jahr 1502, aus der es kaum Informationen gibt. "Für diese Monate", so die Autorin, "existieren nur wenige Notizen eines Mannes, der ein geradezu zwanghafter Schreiber war. Dabei war es eine ungewöhnlich ereignisreiche Zeit für das Italien der Renaissance: Es gab Kriege und Gegenkriege, Skandale, furchtbare Racheakte und barbarische Fälle von Folter." Und genau in diesem Dunstkreis von Gewalt und dunkler Unwissenheit siedelt sich "Das Medici Siegel" an, denn für eine Schriftstellerin sind diese "verlorenen Jahre" Leonardo da Vincis wahrlich ein Geschenk - die Gelegenheit, eine Geschichte um die vorhandenen historischen Tatsachen zu spinnen. Breslin: "In den letzten Jahren habe ich alle möglichen Materialien zusammengetragen, Leonardos eigene Texte gelesen, seine Geschichten, Rätsel, Witze, Kalauer und Fabeln, habe seine Werke studiert und bin auf seinen Spuren durch Italien gereist."
In der Regel besteht das Dilemma eines historischen Romans aus den Dialogen, die dem historisch verbürgten Protagonisten in den Mund gelegt wird, alleine schon, weil Dialoge etwas Endgültiges besitzen, fertiges. Aber gerade das Unfertige, Unvollendete, der Entwurf, die Skizze, ziert das Bild von Leonardo da Vinci, bei ihm haben keine Sprechblasen Platz, und noch weniger Momentaufnahmen wie diese: ""Ahhh", stöhnte er verzweifelt, und einen Augenblick lang dachte ich [Matteo; Anm.], er würde mir einen Klaps auf den Kopf geben. "Was ich dir sagen will, ist Folgendes: Wenn du jetzt nicht bald lesen lernst, wirst du es nie lernen."" Für all jene, die solcherlei keineswegs als störend Empfinden, hier der Inhalt, ausgebreitet von Theresa Breslin, in aller Kürze: "Der Protagonist im Medici-Siegel, der Junge Matteo, wird im Spätsommer 1502 von den Begleitern da Vincis befreit. Matteo hat seine eigene Geschichte: Er ist ein Straßenräuber auf dem Pfad der Rache, der versucht einen gestohlenen Gegenstand wiederzuerlangen. Der Junge wird zum Assistent des Meisters, begleitet ihn ins Leichenschauhaus, beobachtet ihn beim Sezieren, hält die Zeichnungen des Meisters, während dieser mit Cesare Borgia konferiert, steht beim Abendessen neben ihm. Unabhängigen Quellen zufolge sandte die Stadt Florenz im Herbst 1502 einen Diplomaten aus, der mit Cesare Borgia sprechen sollte. Dieser Gesandte, ein gewisser Niccolo Machiavelli, traf im Schloss von Imola auf Cesare Borgia - und zwar genau zu dem Zeitpunkt, da Leonardo dort die Festungsmauern reparierte. Versuchen Sie es sich vorzustellen: Machiavelli, Leonardo da Vinci und Cesare Borgia am selben Ort. Im Medici-Siegel habe ich genau das beschrieben!" (Manfred Horak)