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ovid_metamorphosen

Lesung: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: der hörverlag (6 CDs; 2007)

Rolf Boysen – seine Stimme kennt man als Synchronsprecher für Bela Lugosi (Dracula), Pierre Mondy (Der Graf von Monte Christo, 1961), Leonard Nimoy (Columbo: Zwei Leben an einem Faden), Eli Wallach (Die Sieger), Peter Jones (Per Anhalter durch die Galaxie) und als fixes Ensemblemitglied am Bayrischen Staatsschauspiel. Dort kam es auch zu dieser epischen Lesung der „Metamorphosen“ von Ovid. In 443 Minuten – verteilt auf 6 CDs – rezitiert Boysen jenes Sagengedicht, das aus 700 bis 900 Hexameterversen besteht. Entstanden ist dieses weltberühmte und dennoch vom Inhalt her wenig bekannte Werk in den Jahren 1 v. Chr. bis etwa 10 n. Chr. – Was dem Epos fehlt ist der zentrale Held und ein durchgehender, tragender Stoff. Seine erzählerische Substanz rekrutiert dafür mehrere hundert Figuren in reliefartigen Halbkörperlichkeiten. Gefordert ist dabei der Leser, bzw. in diesem Fall, der Hörer ob der endlosen Reihe von Einzelmetamorphosen und jener Verwandlung der Welt vom Chaos ihres Beginns zur imperialen Ordnung. Ovids „Metamorphosen“ setzen mit den Mythen der Urzeit ein, also mit Wertschöpfung, Götterversammlung und Sintflut, begibt sich hernach in die quasi-mythische Zeit mit den Sagen um Iupiter und Apoll, Kadmus, Perseus, Theseus und Hercules, bis es den Sagenkreis um den Troianischen Krieg schließt, um danach in die politisch-historische Gegenwart mündet, wobei die Grenzen zwischen den einzelnen Teilen oft fließend sind. Die Universalität im Stil, die Ovid anstrebte, bringt Rolf Boysen in seinen vielen Stimmen scheinbar locker unter, sein hymnisch-homerisches Stimmengrollen vereint sich mitunter mit Travestie, hervorgeschält und in den Raum gehallt werden die Kraft des Wortes, immer mit dem Bemühen die Undurchdringlichkeit der Szenen mit erhabener Rhythmik aufzuhellen. Schwerer Stoff, große Lesung. (Manfred Horak)