Sehr katholisch, das. Der bayrische Autor Friedrich Ani hat für seinen letzten Band "Idylle der Hyänen" wohl einen bibelfesteren Rezensenten verdient, als ich es bin.
Sein neuer Ermittler Polonius Fischer, ein ehemaliger Mönch, hat einen Mord an einer ehemaligen Nonne zu klären. Oder war es im Grund doch ein Selbstmord, für den die Nonne bloß ein menschliches Werkzeug benötigte? Das sie unter den eher mehr als weniger gescheiterten Existenzen des schäbigen Ost-West-Hotels auch fand. Ist dieser Täter nun Mörder?
Lügen ist leicht
Friedrich Ani, der derzeit vielleicht beste deutsche Kriminalschriftsteller, zeigt eine Erosion solcher Begriffe, ohne dass man ihm unbedingt in ziemlich lange Exkurse religiöser Betrachtungen und Urteile folgen muss. Ich vermute, es interessiert die Mehrzahl seiner Leserinnen und Leser wenig, ob Kirche und/oder Philosophie Selbstmord letztlich verdammen oder als höchste menschliche Freiheit preisen. Dennoch machen solche Elemente existenzieller Verunsicherungen, die Ani seinen Figuren einlagert, intelligente Unterhaltungsliteratur wie zeitgemäße Charaktere aus. Der Handlungsstrang um die Nonne wird von einem zweiten Mordfall an einer Mutter überlagert, die keine gute Mutter im Sinn des Klischees ist. Ihr Kind ist ihr mehr Last als Freude; um auszugehen und Liebhaber zu treffen, sperrt sie es meist ein. Der Kindesvater ist weder Leuchte noch Stütze.
Ein Liebhaber schwingt sich zum Rächer der übel ausgeführten Mutterschaft auf, natürlich unter reichlichem und wahnhaft anmutendem Bezug auf katholische Schriften. Hat es Ermittler Polonius Fischer nicht leicht, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, erscheinen die ihn umgebenden Mitarbeiter der Kriminalpolizei als beruhigende Bastion von Vernunft und Rechtsstaat. Was nicht heißt, dass nicht auch sie moralische Dilemata haben. Der Krimi ist gut lesbar und mehr auf der Höhe der Zeit als viele andere. Nach Anis erstem Ermittler Tabor Süden nun Polonius Fischer und die "zwölf Apostel", wie sich seine Mannschaft selbstironisch nennt. Noch spannender wäre nun, ein nächstes Buch von Friedrich Ani zu lesen, in dem der Autor weder zum U-Genre Krimi noch zum Katholizismus Zuflucht nimmt. (Monika Gentner)
Friedrich Ani - Idylle der Hyänen
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Zsolnay Verlag (2006)
Kriminalroman
350 Seiten
Hardcover
Preis: € 20,50
Erscheint im Oktober 2007 als Taschenbuch zum Preis von € 9,20