Keine Ausflüge ins kriminalistische Revier ist mit "TATORT Hernals" gemeint, sondern das erstmals stattfindende Kunst- und Kulturfestival im 17. Bezirk, das zwischen Elterleinplatz und Ottakringer Straße zum Experimentierfeld künstlerischen Handelns wird. Zu erleben zwischen 16. und 26. Juni 2011.
Es geht um den Ort, die Straßen, das Stadtgebiet von Hernals, das sich dem Betrachter von einer eher tristen, suburbanen Seite zeigt, die durch Leerstände und kulturelle Kargheit gekennzeichnet ist. Daraus soll ein Ort des Handelns, ein TATORT, entstehen, umgesetzt durch verschiedene künstlerische Projekte wie Ausstellungen, Performances und Interventionen im öffentlichen Raum. Künstler und Künstlerinnen, die in Hernals sowie auch überregional tätig sind, lassen sich also auf die Begegnung mit bekannten und unbekannten Orten ein. Als Herzstück des Festivals fungiert das Basislokal, das in der ehemaligen BMW-Werkstätte Pfiel (Geblergasse 47) mit einem abwechslungsreichen Programm von Lesungen, Performances, Filmabenden und Konzerten aufwartet. Die offizielle Eröffnung des Festivals findet am 18. Juni 2011 um 16 Uhr in der Basis statt. Filmfest Linse und Textile Texte Den Beginn des umfangreichen Programms macht das "Filmfest Linse" als Forum für filmische Auseinandersetzung mit in Wien tätigen Projektinitiativen. Das erste Kurzfilmfest für kreative Mitgestaltung wird am 16. Juni um 21 Uhr im Reisebüro Ottakringerstraße eröffnet. Geschichten, Beziehungen, Träume, Utopien, die bereits mit der Kamera festgehalten wurden oder erst gefilmt werden, sollen Teil dieses Forums werden und so einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden können. Ebenfalls ab 16. Juni werden die Künstlerinnen Anna Holly und Gudrun Lenk-Wane den öffentlichen Raum rund um den Elterleinplatz mit geknüpften und gestrickten "Textilen Texte" bespielen und für Irritation gewohnter Sichtweisen sorgen. Der Elterleinplatz und zentrale Angelpunkte des Bezirkslebens werden dadurch auf eine neue Art erlebbar und stehen für die Festivaldauer als Symbol für die Entwicklung von alternativen Bildern und Identitäten des Bezirks Hernals. Die Bewohner/innen von Hernals, sowie Interessierte sind eingeladen in öffentlichen Arbeits- und Gesprächsrunden ihre Ideen zur Gestaltung des Bezirks beizutragen. H.A.P.P.Y. TATORT Hernals Eine Installation besonderer Art ist das kulinarisch-interaktive "Kuchenloch" der Künstlergruppe H.A.P.P.Y. (ab 19. Juni in der Geblergasse 47), die dazu anregt, sich Köstlichkeiten wie "Schwuchtel-Buchteln" und süße Schokorossetchen "ins körpereigene Kuchenloch zu stopfen". Wenn Kinder in Amerika wirklich unartig sind und derbe Sprüche klopfen, wird ihnen nahe gelegt, ihr piehole zu schließen - jene Körperöffnung im oberen Bereich, die für die Einnahme von Feingebackenem zuständig ist. H.A.P.P.Y macht das aber ganz genau umgekehrt: Es öffnet das Kuchenloch. Allerdings für nur eine Woche und nur während des Festivals. Wer sich derbe Sprüche und andere Schweinereien erwartet, wird ausnahmsweise enttäuscht. Beim Kuchenloch geht es, wie der Name schon sagt, um Kuchen. Der wird selbst gebacken. Nun eigentlich bäckt ihn "Mutter". So heißt nämlich die zentrale Figur im Kuchenloch: Das Backrohr. Und Mutter bäckt den besten Kuchen - selbstverständlich. Open Your piehole! GEHEN ANGEHEN ER GEHEN H ER AN GEHEN H ER NA LS ER GEHEN Das weite Feld der "Promenadologie" (Spaziergangswissenschaft) erforschen Künstler und Künstlerinnen, die ab 19. Juni Spaziergänge in Hernals inszenieren. Gezeigt wird nicht nur der IST-Zustand des Bezirks Hernals, sondern es sollen durch ihre Wahrnehmungen und Beschäftigung mit dem vorhandenen Raum auch eigene Stadtraumutopien erschaffen werden. Zusätzlich wird mit Referenzobjekten, die sich in leer stehenden Schaufenstern von Erdgeschoßlokalen entlang der beiden Straßen Hernalser Hauptstraße und Kalvarienberggasse befinden, auf die Spaziergänge aufmerksam gemacht. Diese Objekte sollen den Spaziergang angemessen repräsentieren und die Besucher während des Festivals dazu animieren, die Künstler und Künstlerinnen auf ihren inszenierten Spaziergang zu begleiten. Es gehen und reden u. a.: Katrin Geistler, Pia Zonsits, Sarah Glaser, Franziska Adensamer, Stefanie Jörgler, Stefanie Hamman , Daniela Schmeiser, Marek Firek und Beata Heltmann. Kunstschaufenster Unter der Projektleitung von Roman Lechner (Galerie ardizón) präsentieren schließlich die "Kunstschaufenster" in Geschäftslokalen Arbeiten von Hernalser Kunstschaffenden wie Veronika Persche, Sandra Kosel, Rudi Hübel, Anna Holly, Monika Herschberger, Norbert Mayerhofer, Daque, Elmar Zeilhofer und Rio Mäuerle in ungewohntem Ambiente. Orte des Gewohnten und Alltäglichen wie z.B. eine Schneiderwerkstatt, ein Farben- oder Friseurgeschäft werden so zur speziellen Ausstellungsfläche für Künstler und Künstlerinnen. Dies wird zu einem spannenden Diskurs über Geschmack und Wert von zeitgenössischer Kunst zwischen Geschäftsleuten und Ausstellungsmachern, Künstler und Künstlerinnen führen. Geschäftsleute und deren Angestellte bieten nicht nur ihre Waren und Dienstleistungen an, sondern vermitteln Kunst an Konsumenten. Kunden, Käufer und Passanten sehen sich plötzlich als Ausstellungsbesucher. Menschen, die sich sonst eher wenig für Kunst interessieren, kommen so auf ungewohnte Art mit Kunst in Kontakt. (pt/mh; Fotos: Roman Lechner, Christian Messner, Verein Offene Galerie ardizón)
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