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josef_bramer_2008Die Sonderausstellung zum 40-jährigen Schaffen versteht sich als komprimierte Retrospektive des 1948 geborenen Josef Bramer. Im Mittelpunkt stehen Kinderporträts, Skizzen, Familien- und Landschaftsbilder. 

 

 

 

"Ich muss das machen, was in mir ist. Ich kann mich nicht darum kümmern, ob meine Bilder allen gefallen. Meine Bilder entstehen durch das Leben", attestierte Josef Bramer, der Mostviertler Künstler und Absolvent der Meisterklasse von Rudolf Hausner an der Akademie der bildenden Künste Wien, einmal, der mit seinen Bildern etwas bewirken und den Menschen einen Spiegel vorhalten möchte. Das niederösterreichische Landesmuseum in St. Pölten zeigt einen Querschnitt seines reichhaltigen Schaffens aus vier Dekaden.

Unangenehme Wahrheiten beim Namen nennen zu dürfen

josef_bramer_laute_romantikSeine Hauptfigur in seinem Werk, Kaspar, entstand einerseits stellvertretend für den Menschen, andererseits auch unangenehme Wahrheiten beim Namen nennen zu dürfen. Kaspar gleicht dabei einem Hofnarr früherer Zeiten, der dem Herrscher ungeschminkt Verirrungen anzeigte – ein Hofnarr mit Gegenwartsbezug allerdings. Ein naserümpfender Beobachter der Welt, der menschliche Schwächen aufzeigt, aber auch von Liebe, Unschuld und Demut geprägt ist und stellvertretend für den Künstler steht. Aber es gibt freilich nicht nur den Kaspar: Weniger bekannt sind z.B. seine Kinderporträts, die in ihrer berührenden Intensität eine zeichnerische Könnerschaft vermitteln und in dieser Ausstellung erstmals in konzentrierter Weise zu sehen sind.

Das Bramer-Feeling

josef_bramer_jugend_alter Das so poetisch anmutende Werk Josef Bramers ist eine vielschichtige und komplexe Angelegenheit voller Feinheiten und Hintergründe, das sich nicht in der scheinbar leicht erkennbaren vordergründigen Erscheinung erschöpft. Kunsthistorisch ist Josef Bramer in seinen Deutungen von Natur und Mensch nicht einzuordnen, er passt in keine Strömung und es stört ihn auch nicht als "Heimatmaler" bezeichnet zu werden. Apropos Heimat: In der Erzählung „Almträume“ schrieb Alois Brandstetter über Bramer: "Man liebt die niedrigen Hügel auf eine stille und verschwiegene Weise, wie Josef Bramer seine Bilder malt, andächtig, bedächtig, hingebungsvoll – und sehr stifterisch – oder auch dürerisch, in der Art der Dürerschen Aquarelle. […] also stellte sich das gewisse Bramer-'feeling' angesichts der Wiesen und Felder, dunklen Kiefern- und Fichtenwäldchen, der Schottergruben und vor allem einiger mächtiger Laubbäume, die für die Jahreszeitbilder Modell gestanden haben könnten, ein".

Persönliche Symbolsprache

josef_bramer_schoenes_haessliches_bild Bramers Kunst ist keinem Zeitgeist und keiner Mode unterworfen, vielmehr ist seine Kunst von einem klaren Bildaufbau, persönlicher Symbolsprache und der Spannung zwischen plastischer Darstellung und Flächigkeit bestimmt, zeitlos und unverwechselbar. Den Entschluss, realistisch zu malen, fasste er aus der Überzeugung, die Welt so am besten darstellen zu können. Das Ergebnis soll zu ihrer Verbesserung beitragen, weshalb er sich auch immer wieder in den Dienst humanitärer Maßnahmen stellt. (pt/mh; Abbildungen: Schönes hässliches Bild, Jugend – Alter, Laute Romantik; Copyright: Josef Bramer, Leihgabe Sparkassen-Versicherung)


Ausstellungs-Tipp:

Kaspar und andere Kinder: Josef Bramer – Zeichnungen und Malerei 1968-2008
Niederösterreichisches Landesmuseum
Kulturbezirk 5, 3109 St. Pölten
T: (+43-2742) 90 80 90

Ausstellungsdauer:
Bis 10. August 2008
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertage 9 bis 17 Uhr.
Montag (außer Feiertag) geschlossen

Link-Tipps:
HP von Josef Bramer
Brandstetter, Alois – Ein Vandale ist kein Hunne