mit den Schlagworten:

veganmania-2011-001In Wien fand am 27. und 28. Mai 2011 die Veganmania statt. In Zeiten von Massentierhaltung, qualvollen Tiertransporten und Hunger, der durch die Verschwendung von Getreide in der Fleischindustrie verursacht wird, sind Bücher wie "Tiere Essen" von Jonathan Safran Foer, oder "Anständig Essen" von Karen Duve hoffentlich ein erster Schritt, um die Menschen wach zu rütteln.




Wann immer ich in den letzten Jahren Menschen auf die Themen Massentierhaltung, Tiertransporte und schlampige Schlachtmethoden, die das Leid der Tiere noch unendlich vergrößern, angesprochen habe, bekam ich dieselbe ernüchternde Antwort: "Ja. Das weiß ich ja alles. Und das ist auch ganz schrecklich ... Und eigentlich will ich das ja alles nicht. Aber: Ich kann nicht anders!" Mir stellte sich nun die Frage, warum diese Menschen mit einem Trieb ihren zu hohen Fleischkonsum erklärten, für den sie in kauf nahmen, dass andere fühlende Lebewesen gequält wurden. War es nicht angeblich unsere Vernunft, unsere Gabe abstrakt zu denken und Dinge zu hinterfragen, die uns Menschen von den Tieren unterschied? Und war es nicht dieser Unterschied, mit dem wir seit Descartes unser Handeln Tieren gegenüber rechtfertigten? Wäre der Mensch aber tatsächlich vernunftbegabt, dann könnte er anders. Wir setzten unser Denken ein, um alles, was uns umgibt, auszunutzen und zu zerstören. Das hat mit Vernunft nicht viel zu tun. "Ich kann nicht anders!" ist ein unvernünftiger Satz und wer ihn ausspricht, ist nicht in der Lage zu erkennen, dass seine Gier in direktem Zusammenhang mit Schmerz und Leid steht.

Die längste vegane Schokorolle der Welt

Die 14. Veganmania in Wien war am 27. und 28. Mai 2011 sehr gut besucht. Durch den Standort zwischen Museumsquartier und Mariahilferstraße kamen selbst sonst uninteressierte in Kontakt mit den Ständen und vielleicht hat so der eine oder die andere an diesem Wochenende begonnen, übers Tiere-Essen nach zu denken. Das Angebot war vielfältig und köstlich. Neben veganen Burgern gab es extrem gute Curry-Varianten, Spieße und vieles mehr zu genießen. Der größte Genuss von Veganmania bestand jedoch aus der, gut 125 Meter langen, längsten veganen Schokorolle der Welt, die wirklich verboten gut schmeckte. Auch der plötzliche, heftige Regen am Freitag Nachmittag konnte die Besucher von Veganmania nicht abschrecken. Sie versammelten sich unter den Zelten und rund um die duftende Schokorolle herum und warteten geduldig auf besseres Wetter, um wieder von Stand zu Stand wandeln zu können. Feste wie die Veganmania sind wichtig, weil sie nicht nur auf das Tierleid aufmerksam machen und an vielen Ständen nicht nur Infomaterial ausgegeben wird, sondern auch Unterschriften gesammelt werden. Viel mehr ist die Veganmania wichtig um den Menschen zu zeigen, dass vegan leben gar nicht so schwer ist und dass Veganer/innen auf nichts verzichten. Wer einmal von Stand zu Stand gegangen ist, weiß nicht nur, wie gut vegane Würstel schmecken, sondern auch, dass es tierversuchsfreie vegane Kosmetik und sehr gut aussehende vegane Lederalternativen gibt und wo Mensch sich vegane Schuhe kaufen kann. Die Veganmania ist ein Teil der Sichtbarwerdung einer Lebensweise, die dazu beitragen, kann nicht nur das individuelle Leid fühlender Wesen zu verhindern, sondern auch das Klima zu schonen.

Vegan, veganer, am vegansten ... Ein Selbstversuch

Dass unsere Ernährung ein großes Problem ist, das nicht ignoriert werden darf, machen auch einige Publikationen der vergangenen Monate deutlich. Neben Jonathan Safran Foers "Tiere Essen" ist Karen Duves "Anständig essen" eines dieser sehr wichtigen Bücher. In einem zehnmonatigen Selbstversuch hat Karen Duve das "Ich kann nicht anders!" auf die Probe gestellt. Sie hat es hinterfragt, indem sie sich stufenweise von der Ernährung entfernte, die heute leider ein großer Teil der Menschen praktizieren. Duve lässt ihre Leser/innen teilhaben an diesem Selbstversuch, in dem sie erst ausschließlich von Bio Produkten, dann vegetarisch, vegan und schließlich frutarisch lebte. Mit viel scharfem Witz erzählt sie aus ihrem Alltag in dieser Zeit und wie sie die verschiedenen Ernährungsweisen erlebte. Sie schildert, dass keine tierischen Produkte zu essen nicht ausschließlich Verzicht bedeutet, sondern auch die Entdeckung neuer Möglichkeiten in der Ernährung. Gleichzeitig mit ihrem Selbstversuch beschäftigte die Autorin sich immer mehr mit den Haltungs- und Schlachtbedingungen der Tiere, die von uns Menschen gegessen werden. Was als ein Selbstversuch mit anschließender Rückkehroption begann, ließ diese Option bald nicht mehr zu. Duve schreibt über Dinge, die jeder bereits wissen kann, der sich mit den Umständen der Massentierhaltung und der Schlachtung in der westlichen Welt auseinandergesetzt und zumindest etwas darüber gelesen hat. Sie fasst das in Worte, was leider viele Menschen gerne ausblenden, wenn sie im Discounter billiges Fleisch einkaufen. Dass das eingeschweißte Hackfleisch nicht immer Hackfleisch war. Dass es Augen hatte, Haare und Blut. Dass es Angst hatte, Schmerzen und Schreie. Karen Duve schreibt über das, was wir wissen könnten, wenn wir es wissen wollten. Hoffentlich bietet ihr sehr humorvoll und ansprechend geschriebenes Buch einigen dieser Menschen einen Anreiz, über das Thema des Tiere-Essens nachzudenken. (Text: Katharina Fischer; Fotos: Veganmania)

veganmania-2011-003
Kurz-Infos:
Veganmania Wien
Bewertung: @@@@@

Link-Tipp:
Vegane Gesellschaft










Weitere Veganmania Termine:

Graz: 11.6.2011

München: 2. 7. 2011
Iserlohn: 23.7.2011
Schweinfurt: 23.7.2011
Salzburg: 30.7.2011
Innsbruck: 3.9.2011
Bregenz: 10.9.2011
Wiener Neustadt: 16.9.2011
Klagenfurt: 17.9.2011

karen-duve-anstaendig-essenjonathan-foer-tiere-essen
Buch-Tipps:
Karen Duve: Anständig Essen
Bewertung: @@@@@
Verlag: Galiani, Berlin (2010)
{sus_amazon id=3869710284&pid=kulturwoche-21}

Jonathan Safran Foer: Tiere Essen
Bewertung: @@@@@
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (2010)
{sus_amazon id=3462040448&pid=kulturwoche-21}