Kulinarische Streifzüge auf Deutschlands schönster Ferienstraße. Eine Schlemmerreise zusammengefasst im Buch "Romantische Straße".
Ganz ehrlich: Ich kann mich nicht überwinden. Die "Romantische Straße“ Deutschlands führt von Füssen über Augsburg nach Würzburg. So berühmt-berüchtigte Sehenswürdigkeiten wie Schloss Neuschwanstein und Rothenburg ob der Tauber, der mittelalterliche Ort voll Fachwerk, liegen auf dieser Strecke. Nicht, dass ich gegen Deutschland-Urlaub an sich etwas einzuwenden hätte; Hamburg, Berlin, Dresden, Weimar - das hat schon was. Vermutlich bin ich ein Stadtmensch. Denn ich frage mich, ob unsere Generation jemals noch mal so alt wird, um gemütlich von Kaff zu Kaff zu tuckern, sei es mit einem Seniorenbus, sei es mit einem eigenen Oldtimer, mit stilgerechtem Baujahr um 1950. Da doch lieber Dominikanische Republik All Inclusive, also Sun and Fun, wenn es denn sein muss. Aber Fliegen soll ja zum Wohl unseres Klimas empfindlich teurer werden. Also.
Japanische Gewissheiten
Das Buch besteht aus einem Reiseteil mit Beschreibung der Sehenswürdigkeiten entlang der "Romantic Road“, die mehr als neunzig Prozent der Japaner laut Buchtext ein Begriff sein soll. Es geht buchstäblich zünftig zu. Alte Zunftbräuche, Rathäuser und Marktplätze, Kirchen, Klöster und einige Landschlösschen säumen die idyllische Route. Teile davon dienten dem Maler Carl Spitzweg als Motive für seine romantischen Bilder. Der andere Teil des Buches widmet sich der Empfehlung besonderer Landgasthäuser und ihrer regionalen Spezialitäten samt Rezepten entlang des Weges. In der Alten Mainmühle verkostet man "Zweierlei Reh mit Essigkirschen“, im Weinlauben-Restaurant Schurk „Schweinebäckchen in Burgundersauce“. Warum in Markelsheim und nicht im Burgund?
Kraut und Rüben, Teig und Käse
Überhaupt scheint auch in den Küchen entlang der Romantischen Straße zum Glück eine gewisse Internationalisierung schon eingesetzt zu haben. Cannelloni gibt es da und Ratatouille, die wir wohl auch eher mit Urlauben anderswo assoziieren. Dominierend sind sehr wohl einheimische Zutaten. Das bedeutet aus heutiger Sicht eine eher „arme“ Küche aus Kraut und Rüben, Teig und Käse, okay, Kartoffel zählen wir auch dazu. Ganz ehrlich: Ich kann mich nicht überwinden, so etwas nachzukochen, zumal unser Nachbar seinen Delikatessen mitunter wenig einladende Namen gibt. Aber, ich verspreche, sollte ich so alt werden, die Romantische Straße zu bereisen, kehre ich in Bopfingen-Baldern beim Restaurant „Marstall“ auf „Rossbolla“ (Pferdeäpfel) ein. (Monika Gentner)
Buch-Tipp:
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Schlemmerreise durch Deutschland
Romantische Straße
Kulinarische Streifzüge auf Deutschlands schönster Ferienstraße
Verlag Zabert Sandmann München (2007)
144 Seiten